Gastronom Jian Bo Zhang hat eine ungewöhnliche Regelung für sein asiatisches Buffet. Reste auf dem Teller müssen vom Gast extra bezahlt werden.

Hamburg. Ungewöhnliche Regelung beim asiatischen Restaurant "Mahlzeit Live" am Albert-Einstein-Ring in Bahrenfeld: Haben Kunden ihre eigens aufgefüllten Portionen des All-you-can-eat-Angebotes nicht aufgegessen, kommt bei der Rechnung ein Aufschlag dazu – 50 Cent je Sushi, bei mehr als 50 Gramm liegengelassenem Essen wird mindestens ein Euro fällig.

"Wir bieten hier viel", sagt Geschäftsführer Jian Bo Zhang und zeigt stolz auf sein Buffet- und Barbecue-Angebot, das je nach Wochentag und Tageszeit zwischen 8,50 Euro und 14,90 Euro kostet. Im Mahlzeit können Kunden sich frische Zutaten direkt auf dem Grill nach mongolischer Art zubereiten zu lassen. Dafür liegen Fisch und Fleisch von Muscheln bis Känguru zum Selbstbedienen bereit, ebenso wie eine bunte Auswahl an Gemüse und Pilzen. Ergänzt wird das üppige Buffet mit Überbackenem nach chinesischer Art, Gerichten aus dem Wok, Salat, Sushiröllchen und diversen Desserts inklusive Wackelpeter und Schwarzem-Sesam-Eis.

"Bei unserem Riesenangebot haben sich Gäste manchmal einfach überschätzt und ihre Teller vollgeladen, ohne das dann aufzuessen", sagt Zhang. Das konnte der Wirt irgendwann nicht mehr mit ansehen und führte das neue Prinzip, nach dem zu viele Reste auf dem Teller extra bezahlt werden müssen, für den Besuch in seinem Restaurant ein.
"Wir sind stolz auf unsere Speisen", sagt der Gastronom. "Und ich mag keine Verschwendung", ergänzt er. "In Deutschland werden zu viele Lebensmittel weggeworfen. Mit unserer neuen Reste-Bezahl-Regel wurden schon jede Menge Lebensmittel gespart. Wir haben immerhin rund 100 bis 150 Kunden, die hier täglich essen, wenn da nicht immer so viel weggeworfen wird, macht das schon was aus."
Nicht alle Restaurant-Gäste wären mit seiner recht einmaligen Regelung im Umgang mit nicht leergegessenen Tellern einverstanden gewesen, aber die meisten schon, zieht der Mahlzeit-Chef Bilanz.

Das asiatische All-you-can-eat-Restaurant, das in einem großen Gewerbegebiet an der Bahrenfelder Trabrennbahn liegt, füllt sich an diesem Aprilsonntag zunehmend. Mit dezenten Hinweisschildern auf den Tischen wird die ungewöhnliche Regelung erklärt: "Der Umwelt und einem verantwortungsvollen Verhalten zuliebe vermeiden Sie bitte jegliche Art von Verschwendung des Essens."
"Ich finde die Idee, Liegengelassenes zu berechnen, ganz gut", sagt Katrin Tobies (33), die gemeinsam mit ihrer Familie zum Essen hergekommen ist. "Es ist ein kleiner Ansporn, sich Gedanken darüber zu machen, ob man den Teller volllädt und zum Schluss alles weggeworfen werden muss", findet sie. Auch Ehemann Levin (34) findet es sinnvoll, "wo doch so viel Essen weggeschmissen wird".

"Viele meiner Kunden sind Stammkunden, die das gut finden. Und für die Kinder ist es schon fast ein Spiel geworden. Oft zeigen sie mit strahlenden Augen ihre blitzblank leer gegessenen Teller", freut sich Gastwirt Zhang. Nur manchmal habe er Kunden, die das als Zumutung empfinden, aber das sei wirklich selten. "Selbst bei Reklamationen müssen doch nicht gleich fünf Stücke liegenbleiben", sagt der 39-Jährige. "Und wir packen den Gästen die Reste natürlich auch gerne zum Mitnehmen ein."

+++++Elf Millionen Tonnen Lebensmittel enden im Müll+++++

Am Anfang sei es ein schwerer Weg gewesen, doch durch die zunehmende Diskussion um die Verschwendung von Nahrung sei seine Lösung mittlerweile anerkannter, stellt der Wirt fest. Auch wenn ihn seine Gastrokollegen oft für verrückt erklärten, will der Mahlzeit-Chef dabei bleiben, für nicht aufgegessene Reste und damit die Verschwendung von Lebensmitteln zahlen zu lassen. "Der Kunde ist König, aber wenn der König so etwas macht, spielen wir nicht mit", sagt er.
Unterstützung erhält der Wirt des asiatischen Buffetrestaurants dabei nach eigener Aussage sogar vom Deutschen Hotel- und Gastronomieverband (Dehoga). "Die haben bestätigt, dass das absolut rechtmäßig ist und unsere Aktion sogar als vorbildlich bezeichnet", erzählt Zhang. Für die Zukunft hat der Bahrenfelder Restaurantbetreiber eine ganz große Hoffnung: Hamburg soll ganz weit vorne sein beim verantwortungsbewusstem Umgang mit Ressourcen, und dazu zählten ja auch Lebensmittel.