Wegen fehlenden Hamburg-Bezugs lehnte der Senat einen Antrag des Bezirksamts Altona für den Platz an der Großen Brunnenstraße ab.

Hamburg. Offiziell wird es in Ottensen auch in Zukunft keinen Kemal-Altun-Platz geben: Das entschied der Hamburger Senat. Im vergangenen Dezember hatten Altonaer Bezirkspolitiker einen Antrag gestellt, in dem sie vorschlugen, die Grünanlage an der Großen Brunnenstraße/Ecke Bergiusstraße nach dem türkischen Asylbewerber Kemal Altun zu benennen. Dieser Antrag wurde nun aber abgelehnt. „Im Fall von Kemal Altun fehlt der unmittelbare Bezug zu Hamburg“, begründete Stefan Nowicki von der Hamburger Kulturbehörde die Entscheidung.

Kemal Altun war ein türkischer Asylbewerber, der sich 1983 während der Verhandlung seines Antrags im Berliner Verwaltungsgericht aus Angst vor Auslieferung an die türkische Militärjunta aus dem Fenster stürzte und starb. In seiner Heimat wurde ihm vorgeworfen, an der Ermordung eines türkischen Ministers beteiligt gewesen zu sein. Das Verfahren wurde nach seinem Tod eingestellt. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe konnten weder bestätigt noch entkräftet werden.

In den zwei Jahren nach Altuns Tod trafen sich Altonaer wöchentlich auf dem Platz an der Ecke Große Brunnenstraße/Bergiusstraße. „In Gedenken an Kemal Altun wurde dort demonstriert, seine Biografie erzählt oder Musik gemacht“, berichtet Behcet Algan, Inhaber eines türkischen Friseurgeschäftes in Ottensen. Später habe man sich dann nur noch einmal im Jahr getroffen. Seither sei die Fläche vielen Altonaer Bürgern als Kemal-Altun-Platz bekannt. „Der Platz wird seit 25 Jahren so genannt, es ist schade, dass er nicht offiziell umbenannt wird“, sagt Algan. Man überlege, Unterschriften für die offizielle Benennung zu sammeln, so der Friseurladenbetreiber.

Es war bereits das zweite Mal, dass der Senat einen Benennungsvorschlag für den Platz in Ottensen ablehnte. Schon 1991 war ein entsprechender Vorschlag des Bezirks Altona zurückgewiesen worden.

Doch auch wenn die offizielle Benennung des Platzes nun erst einmal wieder vom Tisch ist: „Für mich wird der Platz weiterhin der Kemal-Altun Platz bleiben”, sagt Behcet Algan, und spricht damit wohl vielen anderen Altonaern aus der Seele.