Elfjähriger Liam zeichnete für das Sammelalbum des Schweizer Fußballmagazins “Tschuttiheftli“ die Franzosen. Heft auch in Hamburg.

Hamburg. Fußball und Zeichnen - das sind die Lieblingshobbys des 11-jährigen Liam Tanzen. Richtige Erfolge feiert er aber nur, wenn er beides miteinander kombiniert. Für das dritte Sammelalbum des alternativen Schweizer Fußballmagazins "Tschutti heftli" hat der Sülldorfer die Köpfe der französischen Nationalmannschaft gezeichnet. Tschutti heftli ("tschutten" bedeutet "kicken" im Schweizerdeutsch) ist das künstlerische Pendant zum Panini-Sammelalbum. Insgesamt 38 Künstler aus Deutschland und der Schweiz haben mitgezeichnet. Auf der Tschutti heftli-Release-Party haben die meisten von ihnen dann große Augen gemacht, als sie sahen, dass einer der Zeichner erst elf Jahre alt ist.

Gemalt hat Liam schon immer - erzählt seine Mutter Manuela. "Und wenn kein Papier da war, dann hat er sich eben den Arm vollgemalt. Von der Fingerspitze bis zur Schulter." Schon vor Jahren hat sich herausgestellt, dass er ein besonderes Talent dafür hat, Porträts zu zeichnen. Schauspieler, Sportler, Politiker - die Liste derer, die Liam schon in seiner Mappe zusammen hat, ist lang. Die meisten zeichnet er mit dem Bleistift, Farbe zaubert Papa Marcus dann mit Photoshop dazu. Die häufigsten Motive, ganz klar: Fußballer. Das Interesse für den Ballsport und das Zeichnen führte dazu, dass Familie Tanzen im Selbstverlag bereits zwei Fußball-Bücher veröffentlichte - natürlich mit Liams Zeichnungen darin.

Richtig in Fahrt kam die ganze Sache aber erst durch eine Zeichnung von dem französischen Profikicker Franck Ribéry. Auf gut Glück schickte die Familie das Ribéry-Porträt an das Tschutti Heftli. Dort war man erstens von Liams Geschick begeistert, und zweitens bemerkte man durch die Zusendung, dass in der aktuellen Ausgabe ein Profi-Kicker fehlte, nämlich: Franck Ribéry. So kam Liam, der selbst im Verein Fußball spielt, zu seiner ersten großen Veröffentlichung. Für die diesjährige EM wollte man Liam wieder mit dabei haben. Auf Wunsch des Elfjährigen fiel die Wahl auf die französische Nationalmannschaft. Wieso nicht die Deutsche? "Bei den französischen Spielern sind viele markante Gesichter dabei", sagt er. "Und außerdem hat ja mit Franck Ribéry alles angefangen."

Das Besondere am Tschutti heftli ist, dass Kultur und Fußball miteinander verbunden werden. Haltung und Humor waren gewünscht. So gibt es neben den teilnehmenden Mannschaften auch die Kategorien "Schiedsrichter", "Spielerfrauen" und "Schmerzliche Vermisste". Die Schweizer Spieler sind in letztgenannter Kategorie gelandet, da sie sich nicht für die EM qualifizieren konnten.

Liam hatte einige der Zeichnungen in nur 15 Minuten angefertigt, für andere brauchte er zwei Stunden. Die größte Herausforderung: Auch die Künstler, die für das Tschutti heftli zeichnen, sollten mit einem Tauschbild vertreten sein. Und so musste Liam zum ersten Mal auch ein Bild von sich selbst malen: "Das war von allen am Schwierigsten", sagt er und beginnt dann zu lachen: "Jetzt kann man sagen: Tausche Ronaldo gegen Liam." Ein paar Klassenkameraden haben Liam schon "aufgeklebt".

In welche Richtung es mit dem Zeichnen weitergeht, wenn die EM vorbei ist, das weiß Liam im Moment noch nicht. Und erstmal sind ja ohnehin Sommerferien. Und während seine Freunde wahrscheinlich viel Zeit damit verbringen, die Sammelbilder zu tauschen, kann sich Liam dem Zeichnen widmen. Denn sein Album natürlich schon voll.