GAL-Stadtteilgruppe protestiert gegen Schließung des Kundenzentrums Stellingen und ruft nach Hilfe aus dem Nachbar-Bezirk.

Hamburg. Am 21. Juni soll das Kundenzentrum in Stellingen geschlossen werden. Bereits seit Monaten wird deswegen Kritik laut. Kurz vor der Schließung hat sich nun die GAL-Stadtteilgruppe mit einem plakativen Protest zu Wort gemeldet. Die Gruppe fordert, dass die betroffenen Stadtteile Stellingen und Eidelstedt künftig zum Bezirk Altona und nicht mehr zu Eimsbüttel gehören sollen.

"Ich persönlich hab' von Eimsbüttel genug", sagt Stadtteilgruppenmitglied Horst Becker. "Sie vertreten uns überhaupt nicht." In Stellingen und Eidelstedt müsse man schon genug aushalten und werde stiefmütterlich behandelt. "Wir haben den Autobahnausbau, die Güterumgehungsbahn, die Industrie und die Einflugschneise - das sollen wir hier draußen alles schlucken", erzählt er. Und jetzt nehme man ihnen auch noch das Kundenzentrum weg, das sei schäbig. Cornelia Mertens, die sich seit 1984 im Stadtteil und bei den Grünen engagiert, pflichtet ihrem Kollegen bei: "Stellingen und Eidelstedt sind das Gewerbe- und Verkehrsklo von Hamburg."

+++Demo für Erhalt des Kundenzentrums Stellingen+++

Mit der Forderung die Stadtteile Stellingen und Eidelstedt nach Altona zu verlegen, will die GAL-Stadtteilgruppe auf den Missstand aufmerksam machen. "Das ist unser Protest", sagt Mertens. Für wirklich umsetzbar halten Becker und Mertens die Forderung zwar mittelfristig nicht. Sie habe aber Symbolcharakter, sagt Becker. Zehntausende Menschen seien durch den Verlust des Zentrums von der Versorgung von regionalen Dienstleistungen abgeschnitten. "Die Verwaltung ist nicht mehr so nah dran an den Bürgern", ist sich Mertens sicher. Das sei höchst problematisch, die regionale Kompetenz gehe verloren. Die Verwaltung werde immer anonymer. Und nicht zuletzt hätten ältere und gehbehinderte Menschen Schwierigkeiten, die neuen zuständigen Kundenzentren zu erreichen. Nach der Schließung müssen die Menschen in die jeweils rund vier Kilometer entfernten Kundenzentren am Grindel und in Lokstedt ausweichen.

Das Bezirksamt Eimsbüttel reagiert auf die Forderung und der damit verbundenen Kritik mit wenig Verständnis. Man könne die Kritik nicht wirklich nachvollziehen, sagt der Pressesprecher des Bezirksamtes, Stephan Glunz. "Wir können in Stellingen mit dem Personal keinen verlässlichen Service anbieten", erklärt er. Nur sechs Mitarbeiter hätte es dort gegeben, vier seien nötig, um das Zentrum zu öffnen. Wegen Krankheitsfällen und dem gesetzlichen Urlaubsanspruch der Mitarbeiter habe das häufig nicht gewährleistet werden können. Mehrfach wurde das Kundenzentrum geschlossen - auch kurzfristig. Und das hätte dann nicht mehr an die Bürger kommuniziert werden können, erklärt Glunz. "Uns geht es um Verlässlichkeit" - und die war im Kundenzentrum nicht mehr zu leisten. Dabei werde nicht eingespart. Man hätte schlichtweg keine Mittel, um mehr Mitarbeiter einzustellen und dann das Kundenzentrum zuverlässig zu führen. Die Kundenzentren in Lokstedt am Garstedter Weg und am Grindelberg in Eimsbüttel seien dafür nun verlässlich besetzt.

Zudem gebe es im Rathaus in Stellingen weiterhin das Jugendamt und das Amt für Grundsicherung und Soziales. So haben die Menschen weiterhin Ansprechpartner vor Ort. "Der Normalbürger muss alle sieben bis zehn Jahre mal in ein Kundenzentrum und einen neuen Personalausweis beantragen", sagt Glunz. Im Jugendamt beispielsweise sei eine intensive Betreuung da, die für die Menschen vor Ort viel entscheidender sei. Um die vorhandenen Räume des Kundenzentrums aber weiter zu nutzen, werde überlegt, ob eine Abteilung aus Eimsbüttel nach Stellingen ziehen könne - auch eine Abteilung mit Publikumsverkehr.

Im Bezirksamt Altona wird die Forderung der GAL-Stadtteilgruppe indes für wenig sinnvoll gehalten. "Wir unterliegen alle der gleichen Sparvorgabe des Senats", sagt der Pressesprecher des Bezirksamt Altona, Nils Fischer. Auch im Bezirk Altona werden derzeit Optimierungen bei den Kundenzentren geprüft. Da seien auch Sparmaßnahmen im Gespräch, bestätigt Fischer. Mit einem Wechsel in den Bezirk Altona könnten die Stadtteile damit vom Regen in die Traufe kommen. Die Entscheidung über die Zugehörigkeit der Stadtteile liegt aber nicht beim Bezirksamt. "Das ist eine Gebietsreform und das liegt in der Zuständigkeit des Senats", erklärt Fischer. Beim Service würde es keinen Unterschied machen: "Egal, wo man in Hamburg wohnt, in jedem Kundenzentrum gibt es das gleiche Angebot", sagt er. (nas)