Brahmsee. Eine 7,5-Hektar-Fläche am Brahmsee bleibt sich selbst überlassen. Führungen und Lesungen anlässlich 100. Geburtstag von Loki Schmidt.
Axel Jahn kann sich noch gut an einen Briefwechsel mit dem Altkanzler kurz nach Loki Schmidts Tod erinnern. „Ich hatte ihn damals angeschrieben, um zu erfahren, ob es bereits Pläne gäbe, wie mit der Fläche am Brahmsee, dem sogenannten Urwald, weiter verfahren werden solle“, erzählt der 56-Jährige, der seit 2010 Geschäftsführer der Loki Schmidt Stiftung ist.
Loki Schmidt hatte schon zu Lebzeiten verfügt, dass auf dieser Fläche – direkt angrenzend an das Seegrundstück der Familie und immerhin gut siebeneinhalb Hektar groß – sich die Natur nach Lust und Laune ausbreiten dürfe. Die Antwort von Schmidt sei damals zurückhaltend gewesen im Sinne von, „weiß ich nicht, wenden Sie sich doch bitte in dieser Sache an meine Tochter Susanne“. Es dauerte dann zwar eine Weile, umso schöner war aber die Nachricht: Die Wirtschaftsjournalistin ließ wissen, dass sie die Fläche der Stiftung schenken wolle.
Die Lebenslinie von Helmut Schmidt
„Ich bin immer noch sehr stolz, dass sie uns den Urwald an die Hand gegeben hat“, sagt Jahn. Er passe perfekt zu jenen 30 Flächen, die die Stiftung deutschlandweit auch betreue. „Und auch dort liegt uns sowohl der Artenschutz als auch die Umweltbildung sehr am Herzen“, sagt der Naturkundler. „Wir wollen die Natur erlebbar machen. Gerade auch für Kinder“, sagt Jahn und verweist in dem Zusammenhang auf die Informationszentren in Boberg und der Fischbeker Heide.
Rührung über Dorngrasmücke
Ein Wunsch, den auch Loki Schmidt immer verfolgt habe. „Ich weiß von einem Exkursionsbuch, einem schmalen Schulheft, das offenbar auch von Tochter Susanne geführt worden ist“, erzählt Jahn. In dem sei fein säuberlich hinterlegt, dass sie offenbar eine Dorngrasmücke bei einem Spaziergang am Brahmsee entdeckt habe – ein Anflug von Rührung kann der Geschäftsführer bei dieser Erinnerung nicht verbergen.
Trotzdem, das ist ihm wichtig: „Wir sind keine Gedächtsnisstiftung. Wir beziehen uns bei unserem Tun aber immer gern auf Lokis Haltung und fragen uns: Wie hätte sie es gemacht, wie hätte sie es gewollt?“ Genau deswegen achte die Stiftung darauf, dass die Fläche am Brahmsee eine Wildnis bleibe, in der der Mensch „gern mit Demut und Liebe“ der Natur beim Wachsen zuschaue. Ein Wunsch, den Loki Schmidt selbst zu Lebzeiten an Besucher des Waldes mithilfe eines Schildes am Eingang des schmalen Pfades übermittelte. „Und dies wird von den Menschen, soweit wir dies wissen, auch beachtet“, sagt Jahn.
Führungen durch Urwald auf Nachfrage
Er selbst bietet Führungen durch den Urwald an – „mittlerweile aber mehr auf Nachfrage“. Die Erfahrung zeige, dass Spaziergänge ein bis zwei Stunden dauerten. „Der Blick für Einzelheiten muss erst einmal geschult werden. Es ist eine Fläche, die sich nicht auf den ersten Blick erschließt“, sagt der Naturkundler.
Was dort vor allem wachse? „Buchen und Birken.“ Nicht aber die Traubenkirsche, die sich dort plötzlich angesiedelt hatte. „Das hatte schon manchen Kritiker auf den Plan gerufen, der die Verdrängung heimischer Arten befürchtete“, erzählt Jahn. Die Sorge sei völlig unbegründet gewesen. „Das hat die Natur ganz allein geregelt.“ Ein gutes Beispiel dafür, dass die Menschen manchmal auch auf die Selbstregulierungskräfte der Natur vertrauen könnten.
Wer sich auf den Weg machen will, um sich von allem selbst ein Bild zu machen, dem gibt er zum Abschluss noch diesen Tipp: „Unbedingt anschließend Europas größtes Zentrum für seltene Nutztierrassen besuchen. Der Tierpark Arche Warder liegt ganz in der Nähe, und dort kann man auch gut essen!“ (www.arche-warder.de und www.loki-schmidt-stiftung.de/stiftung/)
Loki Schmidt würde am 3. März 2019 ihren 100. Geburtstag feiern. Aus diesem Anlass finden nicht nur zahlreiche Veranstaltungen, Lesungen und Führungen statt, sondern auch ein Schulgartenwettbewerb. Dazu mehr unter www.bluehendeschulen.hamburg