Um es gleich vorwegzunehmen: Das Restaurant Klinker lässt sich gut an. Freundliche und kompetente Crew, beste Zutaten, sehr gutes Essen. Endlich unter den vielen Neueröffnungen mal wieder ein Lokal, in dem gekocht wird statt Burger zu braten oder Sushi zu rollen. Und ein TV-Star hängt auch nicht mit drin.

Marianus von Hörsten und Aaron Hasenpusch (beide 27) sind die Macher neben dem Holi-Kino an der Schlankreye. Beide sind ausgebildete Köche, haben bei Tim Raue in Berlin gearbeitet. Aaron war während seiner Ausbildung im Hotel Cap Polonio in Pinneberg 2014 der jahrgangsbeste Azubi in Hamburg und Schleswig-Holstein. Und Marianus gewann 2017 die Global Young Chef Challenge in Lyon, er war mithin der beste Jungkoch der Welt.

Für den Posten der Restaurantleiterin haben die beiden jungen Männer Claudia Steinbauer überzeugt, von Berlin nach Hamburg zu wechseln. „Es passt alles und fühlt sich gut an“, sagt die 47-Jährige.

48 Plätze hat das Klinker hinter großen Fensterfronten an runden und eckigen Tischen auf bequemen Holzstühlen. Ein stilisiertes Blatt ist das Signet, ein dunkles sattes Grün die Leitfarbe des Lokals. Der Name leitet sich von der Rotklinkerfassade des Gebäudes ab. Über der Bar hängen schöne Kugellampen, neben der Theke eine Zeichnung vom Hafen.

Blickfang auf den Tischen sind die Besteckkästen aus geräucherter Eiche, nach Maß angefertigt von der Tischlerei Mehlig aus Moorrege nahe Uetersen. „Haben wir uns ausgedacht und ein Patent drauf“, sagt Marianus von Hörsten.

Sein Küchenreich liegt auf der Empore hinterm Thekenbereich. Hier bereitet er regionale und saisonale Speisen zu, die Speisekarte ist übersichtlich. Nachhaltigkeit ist für den 27-Jährigen keine Mode, sondern Lebensgrundlage. Seine Eltern führen einen Demeter-Hof in Wörme bei Buchholz in der Nordheide. „Dort habe ich Geschmack gelernt, und wir bekommen viele Produkte von dort. “Etwa das Brot, das als Vorspeise (5 Euro) mit cremig aufgeschlagener Butter serviert wird. Oder die Radieschen für das eingelegte Gemüse (7,50 Euro). Sie haben in Cassis gebadet und sind recht sauer. Der in Safran eingelegte Fenchel ist geschmacklich eine Wucht.

Appetitlich auf einem Holzbrett kommt Roti Paratha (17 Euro) daher. Das indische Fladenbrot erinnert an Blätterteig und ist üppig belegt mit Queller, Scampis, Muscheln und Fisch, außerdem gekrönt von Salat, eingelegten Zwiebeln, Zitrone und Petersilie. Eine gelungene Kombination – und sehr sättigend.

Platz für Dessert? Der Cheesecake ist locker, das Yuzu-Sorbet hat die richtige Säure. Die Erdbeeren zur leicht geschlagenen Sahne (6,50 Euro) und der Rhabarber zum Milchreis (9,50 Euro) kommen auch aus Wörme. Alles lecker und in Schüsseln auf dem Tisch zum Teilen.

Für die Weinkarte haben die drei Chefs verschiedene Winzer besucht. So gibt es von Leiner aus der Pfalz einen Grauburgunder Tabula Rasa, benannt nach dem Kochkollektiv von Hasenpusch und von Hörsten. 0,15 Liter für 7 Euro oder zwei weniger für den Haus-Chardonnay sind ambitioniert, die 0,75-Liter-Karaffe Hamburger Wasser kostet aber nur 3,50 Euro, der ordentliche Espresso aus einer Siebträgermaschine 2 Euro.

An den beiden Ruhetagen kümmert sich Claudia Steinbauer um ihre Bienen nahe Potsdam, und von Hörsten geht an die Hamburger Uni. Geografie und Friedensforschung studiert er für einen Bachelor-Abschluss, hat sogar ein Stipendium. „Am Herd mache ich vielfältige deutsche Küche mit normalen deutschen Produkten, in der Uni fordere ich meinen Kopf auf andere Weise“, sagt der junge Mann vom Biohof. „Beides macht das Leben gerade rund.“

Klinker sind zwar eckig, aber sie passend perfekt hinein in diesen Kosmos aus Essen, Trinken, Nachhaltigkeit, Gastfreundschaft und Genuss.

Restaurant Klinker (U Hoheluftbrücke), Mi, Do, So 18 bis 22 Uhr, Fr/Sa bis 1 Uhr, Schlankreye 73, T. 35 70 14 35