Auf seine immer noch aktuelle Platte „The Afterlove“ ist James Blunt sehr stolz. Der 42 Jahre alte Sänger und Songschreiber hat auf seinem vierten Album neue Wege beschritten. 20 Millionen Alben hat er bereits verkauft, beweisen muss er sich nichts mehr. Auch mit seinen Tourneen ist er so erfolgreich, dass er sich zur Ruhe setzen könnte. „Deshalb war dieses Mal der Druck nicht so groß. Ich habe etwa 100 Songs geschrieben, aus denen ich dann 13 ausgesucht habe, die auf das Album gekommen sind. Wir haben mehr mit Synthesizern und Elektronik gearbeitet als zuvor, und viele Songs klingen nicht typisch nach James Blunt“, sagt er. Was nur bedingt stimmt, denn trotz des komplexeren Sounds sind die Stücke vor allem wegen seiner markanten Stimme immer noch deutlich James Blunt.
Nachdem er um die halbe Welt gereist ist, um die neuen Songs aufzunehmen, steht jetzt wieder eine Tournee des Briten an, der seinen Wohnsitz inzwischen nach Ibiza verlegt hat. Dort lebt er mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn. Nach Hamburg kommt er am 17. Oktober in die Barclaycard Arena. Hierzulande hat der ehemalige Soldat immer noch die meisten Fans. Das Publikum liebt ihn für seinen Megahit „You’re Beautiful“, doch es schätzt ihn auch für die nachdenklichen Lieder, die er im Repertoire hat.
„Someone Singing Along“ ist so eine Nummer. Die fröhliche Melodie passt eigentlich nicht zum Inhalt des Songs. Blunt erwähnt geradezu prophetisch den Bau einer Mauer, schreibt über kriegerische Auseinandersetzungen, Hautfarbe, Bedrohung und Gier und endet die Verse mit der Hoffnung, dass Musik Gegensätze überwinden hilft. Auch der Vorgänger „Moon Landing“ schwankte schon zwischen Optimismus und Pessimismus. In „Satellites“ geht es um Leute, die sich in sozialen Netzwerken und hinter ihren Smartphones verstecken.
„Es ist doch verrückt zu beobachten, wie Leute ihr Frühstück fotografieren, es an eine virtuelle Wand pinnen, um zu sagen: , Hey Leute, seht her! Ich frühstücke gerade.‘“ Immer wieder taucht die Sonne in seinen Liedern auf, aber genauso oft singt er von gescheiterten Lieben und Leben. „Miss America“ ist unter dem Eindruck des Todes von Whitney Houston entstanden, könnte aber genauso die Engländerinnen Amy Winehouse oder Lady Di meinen.
Als „The Afterlove“ im Frühjahr 2017 erschien, wurde im Zusammenhang mit Blunts neuer Platte in den Rezensionen viel über Ed Sheeran geschrieben. Beide sind eng befreundet, Sheeran besuchte James Blunt in dessen Schweizer Domizil in Verbier, um dort mit ihm die Nummer „Make Me Better“ zu schreiben. Wenn James Blunt jetzt durch Deutschland tourt, präsentiert er im Vorprogramm den Sänger Jamie Lawson, der von Sheeran als erster Künstler auf seinem Label Gingerbread Man Records unter Vertrag genommen wurde. Mit „Happy Accidents“ ist gerade die zweite Platte von Lawson herausgekommen. Auch er steht – wie Blunt – für hingebungsvolle Songs. Blunt und Lawson – ein Paket, das passt.
James Blunt, Jamie Lawson Di 17.10., 20.00, Barclaycard Arena (S Stellingen); Sylvesterallee 10, Karten ab 57,10 im Vvk.; www.jamesblunt.com