Es wächst und wächst und wächst. Damit ist nicht nur das Stadion des FC St. Pauli gemeint, auch das Festival Millerntor Gallery. Mit dem Neubau aller vier Tribünen hat es sich seit 2011 von der Südtribüne über die Haupttribüne bis zur Gegengerade ausgebreitet. Die Einweihung der Nordtribüne im August kommt für die fünfte Millerntor Gallery zwar etwas zu spät, die einzige dauerhafte Galerie in einem Fußballstadion bietet dennoch vom 2. bis 5. Juli auf 4000 Quadratmetern mehr Vielfalt denn je.

Längst ist sie zu einem internationalen Festival für Kunst, Kultur mit Lesungen und Musik geworden, das diesmal noch um ein Filmfest ergänzt wird. Vor allem aber ist die Millerntor Gallery ein Raum für künstlerische Entfaltung und Gelegenheit zum kulturellen Dialog mithilfe der großen Fußballbühne.

Unter dem Motto „Unfamiliar – das Potenzial der Perspektiven“ treffen im Millerntor-Stadion mit Clemens Behr und Herakut national und international renommierte Künstler im unkonventionellen Kunstraum des Stadions auf vielversprechenden Nachwuchs. Behr, studierter Grafikdesigner, arbeitet gern mit dreidimensionalen Collagen im öffentlichen Raum, Jasmin Saddiqui (Hera) und Falk Lehmann (Akut) bilden als Herakut eines der weltweit erfolgreichsten Street-Art-Duos.

Auch der Hamburger Graffiti-Künstler Rebelzer, der schon an der riesigen äußeren Seitenwand der Südtribüne sein (legales!) Sprühwerk verrichtet hat, ist wieder mit von der Partie. Ebenso besprayen die Street-Art-Freibeuter Los Piratoz und Künstlerin Julia Benz die Wände in den Katakomben und Gängen. Neues zeigt ebenfalls Alex Diamond, unter dem Namen Jörg Heikhaus mit seiner Galerie heliumcowboy bekannt geworden. 2013 hatte Heikhaus die Millerntor Gallery, zu der diesmal die Rekordzahl von mehr als 120 Künstlern erwartet wird, noch selbst kuratiert.

Jetzt hat die künstlerische Leitung Michael Fritz, nicht nur der Initiator des Duos strassenkoeter, sondern auch einer der kreativen Exil-Schwaben aus der Keimzelle von Viva con Agua de Sankt Pauli e.V. An die weltweit helfende Trinkwasser-Initiative fließt wie seit dem Start der Millerntor Gallery ein Großteil der Einnahmen und des Geldes aus dem Kunstverkauf, diesmal 70 Prozent für Viva con Agua (VcA) und 30 Prozent für die Künstler. Im Vorjahr gingen bei 12.000 Besuchern mehr als 90.000 Euro an VcA. Dazu kommen auch diesmal wieder musikalische Unterstützer wie Rapper und Gallery-Stammgast ­Nico Suave und die Band Ohrbooten.

Die Kunstausstellung wird am Sonnabend (15 Uhr) von einem Symposium ergänzt, das nach der Rolle der Kunst im interkulturellen Austausch fragt. Und wer bis dahin noch keine Zeit hatte oder vor lauter Kunst die Wände nicht mehr sieht, für die folgt Sonntag ab 15 Uhr (Treff: Art Store der Südtribüne) kurz vor Toreschluss der Millerntor Gallery eine öffentliche Führung.

Mit der Nordtribüne soll 2016 dann bei der sechsten Auflage das ganze Stadion genutzt werden. Und so heißt ja bereits ein Dokumentarfilm von Felix Grimm über zwei St.-Pauli-Heimspiele.

„Millerntor Gallery“ 2. bis 5.7., Do 18 bis 24 Uhr, Fr/Sa jeweils 14. bis 24 Uhr, So 14 bis 19.10 Uhr, Millerntor-Stadion, Harald-Stender-Platz 1 (Anreise hier), Eintritt 5, ermäßigt 2 Euro, Vier-Tages-Pass: 12 Euro (Kinder unter 12 Jahren frei)