Grenzen sind für Joey Burns und John Convertino immer von großer Bedeutung gewesen. Die beiden Gründer der Band Calexico leben schon lange in Tucson im US-Staat Arizona an der Grenze zu Mexiko, einer Stadt, die geprägt ist von Gangs, Drogen und Flüchtlingen aus dem Süden. Auch musikalisch hat Calexico stets Grenzen überschritten, weil der Gitarrist und der Drummer bei den Tourneen immer mit offenen Ohren durch die Welt gefahren sind.
Osteuropäische Rhythmen finden sich in ihren Songs genauso wie kubanische Einflüsse, mexikanische Mariachi-Einflüsse ebenso wie nordamerikanischer Country und mehrstimmiger Popgesang. Die Alben nimmt Calexico meistens in Tucson auf, zur Vorbereitung reisen die inzwischen sieben Musiker oft in andere Städte. Bei „Garden Ruin“ war das eine Geisterstadt in Arizona, für „Algiers“ fuhr die Band nach New Orleans und für die aktuelle Platte „Edge Of The Sun“ nach Mexiko.
In Coyoacán, einem malerischen Vorort mit alten Villen im kolonialen Stil, wohnte Calexico zehn Tage lang im Haus eines Freundes von Sergio Mendoza, dem Keyboarder der Band. Das „Fresno Estudio“ lag zum Beispiel nur fünf Minuten entfernt vom „Casa Azul“ der berühmten mexikanischen Malerin Frida Kahlo. „Die Atmosphäre dort war beschaulich und weit entfernt von der Hektik inmitten Mexico Citys. Dort haben wir einige Songs geschrieben“, sagt Sänger Joey Burns. „Abwechslung und neue Einflüsse sind wichtig für die Band, aber es sind keine kalkulierten Schritte. Die Musik entwickelt sich natürlich.“
Für das achte Album „Edge Of The Sun“ hat Burns auch wieder den „Geist der Zusammenarbeit“ entdeckt. Eine ganze Reihe von Musikern kam zu ihnen nach Tucson ins Studio und gab den Songs besondere persönliche Noten. Auch Joey Burns’ älterer Bruder John war mit einen paar Lyrik-Ideen an der Platte beteiligt, obwohl er mit Musik eigentlich nichts zu tun hat und in Kalifornien im IT-Bereich arbeitet.
Zu den Gästen auf „Edge Of The Sun“ zählen Sam Beam, der bärtige Säner von Iron & Wine, der Pedal-Steel-Gitarrist Greg Leisz, die Sängerinnen Neko Case und Amparo Sanchez, die beide in der Vergangenheit schon öfter Kollaborationen mit Calexco eingegangen sind, Ben Bridwell von der Band of Horses und noch einige mehr. Seit vielen Jahren spielt Martin Wenk Trompete, Gitarre und Vibrafon bei der Band, die aus der Wüste kommt.
Mit seinen packenden Melodien, die unterschiedlichen Arrangements zwischen Country, Rock, Folk und Reggae und dem oft mehrstimmigen Gesang ist Calexico mit der neuen Platte ein Album gelungen, das mit ihrem besten Werk „Feast Of Wire“ mithalten kann. Fünf Tage nach der Veröffentlichung von „Edge Of The Sun“ startet Calexico am 15. April die Deutschland-Tournee in der Großen Freiheit 36.
Calexico Mi 15.4., 20.00, Große Freiheit 36 (S Reeperbahn), Karten zu 32,55 im Vorverkauf; www.casadecalexico.com