Hat man Blumfeld vermisst? Sicher. Und nicht nur die Erwecker des deutschsprachigen Indierocks, sondern auch die Schnulzenkönige und Apfelmänner, die die Musiker später wurden: Nur Ignoranten würden bestreiten, dass Blumfeld die wichtigste Deutschpop-Band bis zu ihrer Auflösung 2007 war. Was danach kam: Jochen Distelmeyers gute Solo-Platte „Heavy“, etliche Konzerte immer auch mit Blumfeld-Songs, Ja, Paniks Großwerk „DMD KIU LIDT“.
Zu letzterem: Ganz und gar unersetzlich ist Blumfeld eben doch nicht (oder sagen wir: fast nicht ersetzbar), obwohl Distelmeyer mit Songs wie „Ich (wie es wirklich war)“, „Eintragung ins Nichts“, „Kommst du mit in den Alltag“ und „Die Diktatur der Angepassten“ zum besten Songwriter seiner Generation wurde. Sein Kreativsein sucht sich derzeit andere Kanäle als die üblichen, bei Rowohlt erscheint Ende Januar 2015 sein Romandebüt „Otis“. Der brillante Liedtexter Distelmeyer als Romancier – das muss man durchaus als Wagnis begreifen. Das gilt nicht für die derzeit laufende, im Mai überraschend verkündetete Reunion-Tour, die für zwei Konzerte nach Hamburg kommt, die Stadt, in der Blumfeld 1990 gegründet wurde.
Es ist die Originalbesetzung mit Distelmeyer, André Rattay und Eike Bohlken, die sich anlässlich des 20. Geburtstags des epochemachenden Albums „L’état et moi“ wieder zusammentat – und auf die Setlist der Tournee auch Songs von anderen Alben setzte. Die Resonanz auf die bisherigen Konzerte fiel positiv aus – was bei alten Helden, die ebenso alten Zeiten aufleben lassen, nicht selbstverständlich ist.
Wer mit Aplomb in der Popgeschichte aufschlug und einen bleibenden Eindruck hinterließ, der könnte diesen Eindruck ja auch demolieren. Was aber immer mindestens genauso viel mit dem Publikum zu tun hat, das dem Update auch seiner eigenen Vergangenheit ja gar nicht so aufgeschlossen gegenüber stehen muss. Soll heißen: Wer seine Jugend-Erinnerungen in einem Schrein aufbewahrt, der will sie nicht auf dem Altar des Revivals opfern. Alle anderen freuen sich auf Distelmeyer live auf der Bühne.
Blumfeld So 14.9., 20 Uhr, Große Freiheit 36, Karten zu 28,80 Euro im Vorverkauf oder an der Abendkasse