Von einer „Kaschemme“ sprechen die einen, von einer „Stampe“ die anderen – egal: das Kuddl in Eimsbüttel ist eine einfache Kneipe. Essen gibt’s nicht. Dafür darf geraucht werden.
Das Licht ist schummrigrot, aus dem Lautsprecherboxen legt sich rockiger Gitarrensound über das Gemurmel der Gäste. Zigarettenqualm steht in der Luft. In Zeiten allgegenwärtiger Rauchverbote fühlt der Eintretende sich für einen Moment in die gute alte Zeit zurückversetzt, als Rauchen noch cool war.
Das Kuddl ist eine Bierkneipe im Hellkamp in Eimsbüttel. Die Osterstraße mit ihren gestylten Kaffeebars und seelenlosen Telefonläden liegt keine 30 Meter entfernt. Eine Nachbarschaftskneipe sei das Kuddl sagen die einen. Von einer „Stampe“ oder einer „Kaschemme“ sprechen die anderen.
Wer am Tresen sitzt und sich von Inhaber Emre Aktas ein Radeberger oder ein Jever zapfen lässt, den interessiert eine Diskussion über Kneipennamen wenig. Man trifft sich auf ein Bier, redet weniger über Gott, dafür mehr über die Welt, oder genießt einfach das Hier und Heute.
Weil in den zwei Räumen das Rauchen erlaubt ist, ist - so wollen es Hamburgs Gesetze - das Essen verboten. Der Sinn erschließt sich dem Besucher nicht. Immerhin: Joey's Pizza Service ist gleich nebenan. Aber wer bekommt schon Hunger, wenn das Bier - egal ob aus der Flasche oder frisch gezapft - 2,50 Euro kostet.
Ein neuer Betreiber für das alte Kuddl
Das Kuddl gibt es seit gut vier Jahrzehnten. Emre Aktas führt den Laden seit drei Jahren. Er hat ihn von Ute Baumhaus und ihrem Mann Kuddl übernommen. Die beiden früheren Inhaber stehen an zwei Abenden in der Woche noch aus alter Verbundenheit hinter dem Tresen.
Emre Aktas hat es geschafft, neues, junges Publikum für die schrammelige Kneipe zu interessieren, ohne dass die alte Stammkundschaft wegbleibt. Das mag an der urigen Atmosphäre liegen, vielleicht auch daran, dass Emre Aktas inzwischen gelernt hat, für die Älteren ein Sieben-Minuten-Bier zu zapfen, was den jüngeren Gästen viel zu lange dauern würde.
Die Jukebox gleich gegenüber dem Kickertisch enthält Meilensteine des deutschen Schlagers wie Roy Black, Jürgen Drews, Cindy & Bert und Marianne Rosenberg. In jedem anderem Restaurant würden die Gäste in Scharen davonrennen, wenn Udo Jürgens’ „17 Jahr, blondes Haar“ erklingt. Im Kuddl ist es allenfalls Anlass, ein weiteres Bier zu bestellen - und sei es, um seinen Kummer darin zu ertränken.
Weitere Informationen: Kuddl, Hellkamp 23, 20255 Hamburg, Tel.: 40 34 67; das Kuddl ist täglich ab 18 Uhr geöffnet und zwar so lange, bis der letzte Gast gegangen ist. Wer nicht in der Nachbarschuft wohnt, fährt am besten mit der U-Bahn bis zur Osterstraße und läuft dann die vierhundert Meter in Richtung Hellkamp zu Fuß.