Hamburg. Kulinarikexperte Gerd Rindchen hat Sternekoch Ferrantinos Lokal in der HafenCity getestet. Wie fair ist das Preis-Genuss-Verhältnis?
Wenn ein Koch aus der Champions League ein nett-rustikales „Zweitlokal“ eröffnet, rechnet man mit gutem Essen, aber nicht mit günstigen Preisen. Von daher entpuppte sich das Pan con tomate in der HafenCity unweit des Astor Lichtspieltheaters als faustdicke Überraschung.
Restaurant Hamburg: Zweitlokal von Sterne-Koch Matteo Ferrantino
In Bezug auf Frische und Qualität der Rohstoffe und die unaufgeregte Raffinesse der Zubereitungen ist hier deutlich die DNA des begnadeten Zwei-Sterne-Kochs Matteo Ferrantino vom benachbarten Bianc zu erkennen. Die Preise hingegen werden von manchem schrabbeligen Eckitaliener oder Spanier mit spielerischer Leichtigkeit überboten.
Das Pan con tomate eignet sich ob seines Konzeptes gut zu zweit, aber auch für größere Gruppen, die gemeinsam einen geselligen Abend verbringen und viele leckere, mediterran inspirierte Kleinigkeiten genießen wollen. Man sitzt an schlichten, gemütlichen Holztischen, die sich um eine vorzüglich bestückte Bar herum gruppieren, hinter der Gastgeber Joshua Stagraczynski – wie der Name unschwer verrät: ein Herr aus Mexiko – sein Wesen treibt.
Pan con tomate: Wenig Kritik bei den Vorspeisen
Aufgetischt werden zuvörderst die namensgebenden Pan con Tomate in neun Variationen – Basis ist ein frischer, großartiger, tomatenbasierter Aufstrich, der auf einem ganz besonderen, höchst leckeren Focacciabrot serviert wird. Dabei ist eine Portion nicht etwa ein schnödes belegtes Brot, nein: Gleich acht der knusprigen Stückchen werden nett auf einem rustikalen Holzbrett serviert.
Schon die Basisvariante „Natural“ (7 Euro) ist klasse, mein Favorit bleibt die Version mit hochwertiger Anchovis, eingelegte Sardelle nach mediterraner Art (8 Euro). Passte besser zur Tomatengrundpaste als die Fassung mit Chorizo Ibérico (9 Euro). Nur den verschwenderischen Einsatz von getrocknetem Oregano hätte man bei einigen unserer Pans etwas zurückfahren können – das bittert bisweilen leicht nach.
Klares Highlight: Stubenküken für neun Euro
Toll präsentiert sich die Tapaskarte: Sie hält einige veritable Schmankerl zu fairen Kursen bereit. Eines der Highlights ist das hier perfekt à point mit subtil-mediterraner Würzung aus dem Ofen kommende Stubenküken (9 Euro). Das gleiche Salär gilt es für die Brandada de Bacalao zu berappen, eine aromensatte, brillant bereitete Stockfisch-Kartoffelspezialität, nach Art einer salzigen Créme brulée im Tontöpfchen im Ofen gebacken.
Klasse auch die Gambas Piri-Piri in pikanter Paprikamarinade mit Hummerbutter (13 Euro). Die Parmigiana, ein Auberginenauflauf, war auch gut, ächzte aber unter einer üppig bemessenen Mozzarellahaube – da musste man schon mit den Käsefäden kämpfen, um zur Aubergine zu gelangen (9 Euro). Die – kleine – Riege der verzichtbaren Tapas wurde angeführt von den Sardinas en Escabeche, die wie lauwarme Dosensardinen in amorpher Tunke schmeckten (9 Euro).
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Restaurant Hamburg: Faires Preis-Genuss-Verhältnis im Pan con tomate
Das war’s aber auch schon mit Genöle, insgesamt ist das Preis-Genuss-Verhältnis hier exzellent, die Portionen sind so bemessen, dass man mit drei Pans und Tapas pro Nase gut längskommt, und da auch die Wasser- und Weinpreise recht fair sind (Großes Pellegrino 7 Euro, guter Picpoul de Pinet 30 Euro/Flasche, großartiger Alvarinho von Soalheiro 40 Euro), steht hier einem netten, bezahlbaren, Sternekoch-inspirierten Abend nichts im Wege.
Am Sandtorkai 50, Tel. 36 94 58 73, www.pancontomate.de, Di–Sa 17–0 Uhr