Das „Lifestyle Hotel“ auf Langeoog wagt mit frischem Design eine Abkehr vom sonst üblichen Stil
Um nach Langeoog, der „Insel des Lebens“, wie ein Werbeslogan lautet, zu kommen, muss der Gast sich mit einigen Sonderbarkeiten arrangieren. So ist die kurze Überfahrt unverhältnismäßig teuer. Hinzu kommt, dass das Gepäck, sofern es Handgepäckgröße überschreitet, aufgegeben und zusätzlich bezahlt werden muss. Das ruft beim Gast nicht gerade Freude hervor.
Aber diese Unannehmlichkeiten sind schnell vergessen, sobald man am Ziel angekommen ist, im „Kolb Lifestyle Hotel“. Der Name Kolb gehört zur Insel wie der von Eugen Block zu Hamburg. Zum Kolb-Imperium gehören außer den Hotels das beliebte „Café Leiß“ sowie die gut besuchte „Strandhalle“. Birgit Kolb-Binder entstammt einer Gastronomenfamilie aus Köln. Ihr Vater war es, der die Insel für seine Aktivitäten entdeckte. Seit 1968 wurden im Elternhaus einige Zimmer vermietet. Birgit wuchs hier auf und sieht sich als „Langeooger Gewächs“. Nach Ausbildung und BWL-Studium erbte sie 1994 den elterlichen Betrieb, der seitdem kontinuierlich gewachsen ist.
Beflügelt durch den Erfolg ihres „Retro Design Hotels“, über das an dieser Stelle bereits berichtet wurde, hat sie nun vis-à-vis dem Stammhaus ein neues, bemerkenswertes Refugium geschaffen. Schon die fantasievoll bemalten mannshohen Figuren des Künstlers Tom Drags im Eingang weisen darauf hin, dass dies ein außergewöhnlich gestaltetes Hotel ist. Die grauen, groß gemusterten Tapeten wirken fast ein wenig provokant. Da lacht die resolute Chefin mit dem rheinischen Humor laut auf: „Genau das ist meine Absicht, ein Überraschungsmoment zu bieten und den Gast neugierig zu machen.“
Moderner Luxus, stilvoll und innovativ in überwiegend dunklen Farben, bestimmt die Gestaltung der 16 Juniorsuiten, die sich in dem neuen Haus befinden. „Wir haben hier in den langen Frühjahrs- und Sommermonaten so viel Licht, da muss nicht auch noch das Interieur hell sein“, begründet sie diesen Schritt. Außerdem sei sie davon überzeugt, dass dunkle Farben zu mehr Wohlbefinden beitragen, vor allem in der dunklen Jahreszeit. Das gewählte Design ist sehr ansprechend und „stylish“, wie man heute sagt. Dabei wurde bedacht, „dass der Gast es anders als zu Hause haben will“, ist sie überzeugt.
Bei der Möblierung wurde vor allem italienisches Nussbaumholz verwendet. Dunkelbraune Ledersessel, anthrazitfarbene Schieferplatten im Wohn- und Badbereich prägen den Stil. Passende Lampen mit eckigen weißen Schirmen runden das Bild ab. Der Nasszellenbereich ist durch eine gläserne Schiebetür zugänglich, rostbraune Kacheln bringen hier den „Gedanken der Rückholung der Natur nahe“, drückt es Birgit Kolb-Binder aus.
Viele Besonderheiten sind zu entdecken, wie die in den Paneelen verborgene, ausklappbare Leselampe am Bett oder die Schubladen mit versenkten Griffen. Heizkörper sucht man vergebens; die Fußbodenheizung ist dem menschlichen Rhythmus angepasst, das sorgt für ein optimales Raumklima. Überhaupt ist das ganze Haus umweltmäßig auf dem neuesten Stand und weitgehend CO2-frei gebaut. So wurde technologischer Fortschritt wirkungsvoll integriert, worauf die Hausherrin besonders stolz ist.
Der Korb mit Saunatüchern steht gepackt bereit. Also rein in den Bademantel und ab ins Souterrain, wo sich auf 450 Quadratmetern alles befindet, was sich Wellness-Liebhaber wünschen. Außer Bio-Aroma-, finnischer Sauna und Dampfbad gibt es eine Felsen- und Himalayasalzgrotte. Im wohligen Kaminraum kann man die zündelnden Flammen beobachten. Witzig sind die Hirschköpfe aus Chrom, deren Geweihe Hängevorrichtung für die Badetücher sind. Für optische Abwechslung im Schwimmbad sorgen wechselnde Lichtfarben an der metallenen Wand, an der unentwegt Wasser hinunterläuft.
Im Zuge des Neubaus hat die Gastgeberin das Restaurant „Schiffchen“ dem neuen Stil angepasst. Nun wird es von großen, kreisrunden Deckenlampen dominiert, Klassik und Lifestyle prägen das Ambiente. Das Outfit des Servicepersonals passt dazu, man trägt sandfarbene Kellnerschürzen und Krawatten. Der sympathische Jörg Erdbrüggen bekocht hier seit zwölf Jahren die Gäste mit einer gehobenen mediterran beeinflussten Küche.
Das „Lifestyle Hotel“ steht für den neuen Trend und ragt wie der Wasserturm, Wahrzeichen der Insel, unter betulichen Herbergen heraus. Wird Zeit, dass die Mitbewerber aufwachen.