Der Untertitel verrät schon, dass es im Malersaal eine etwas andere Aufführung der „Effi Briest“ geben wird. „Effi Briest – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“. Wer weiß, wie Regisseur Clemens Sienknecht arbeitet, darf nicht mit einer Dramatisierung von Fontanes Roman rechnen.

Sienknecht gestaltet Liederabende, sein „Werner Schlaffhorst“ läuft als Übernahme aus Köln im Malersaal, seit Karin Beier als Intendantin ans Deutsche Schauspielhaus zurückgekehrt ist. „Es steckt viel Fontane in meinem neuen Stück. Mehr als ich dachte“, sagt der 51 Jahre alte Musiker und Regisseur. Bisher hat Sienknecht meistens ohne Textvorlage gearbeitet, jetzt nutzt er die Geschichte der Ehebrecherin Effi Briest als Rahmenhandlung für eine Radiosendung. Titel: „Berühmte Seitensprünge“.

Dass es während dieser Sendung ein paar Pannen geben wird, darf erwartet werden. Sienknechts Credo: „Ich mag es, die eigene Erbärmlichkeit und Unvollkommenheit darzustellen, denn das Publikum identifiziert sich am besten mit dem Unvollkommenen.“ Wobei bei Sienknechts Liederabenden nie ganz deutlich wird, was jetzt wirklich eine echte Panne ist oder eine zum Ablauf gehörende geplante Unzulänglichkeit. Genau diese Ungewissheit trägt zur Komik dieser Aufführungen bei.

Der Regisseur ist als Schauspieler und Musiker selbst mit auf der Bühne

Die Bühnen sind bei seinen Stücken mit allerlei Mobiliar vollgestellt, meistens in warmen Tönen. „Ich stehe auf Gemütlichkeit und bin analog veranlagt“, erklärt der Regisseur, der in „Effi Briest“ auch selbst als Schauspieler und als Musiker auf der Bühne stehen wird. Unterstützung erhält er bei den Proben von Lebensgefährtin Barbara Bürk, die mit ihm die Stückfassung geschrieben hat. „Als Spielertrainer funktioniert so eine Arbeit nicht. Man braucht den Blick von außen, deshalb nimmt Barbara die Endproben in die Hand“, erzählt er.

Mit dem Schauspielhaus verbindet Sienknecht viele Arbeiten. Schon 1985, damals noch Student, war er bei Peter Zadeks „Andi“-Musical als Musiker dabei; seit Christoph Marthaler 1993 in der Ära Baumbauer den sogenannten „Wurzel-Faust“ inszenierte, gehört Sien­knecht mit zu dessen Theater-Familie. Mindestens an einer Marthaler-Inszenierung ist er pro Jahr beteiligt. Auch Karin Beier kennt er noch aus dieser Zeit. Vor ihrer Intendanz in Köln sprach sie Sienknecht an, ob er nicht am Schauspiel Köln als freier Regisseur mitmachen wollte. „Radio Ro“, „Söhne des Äthers“ und „Werner Schlaffhorst“ inszenierte er dort.

Mit Yorck Dippe und Michael Wittenborn sind zwei Schauspieler bei „Effi Briest“ dabei, die auch schon im „Schlaffhorst“ mitwirken. Mit Markus John und Ute Hannig gehören zwei weitere Top-Schauspieler zum Ensemble, außerdem ist der Multiinstrumentalist Friedrich Paravicini dabei. Sienknecht: „Jeder der Schauspieler kann singen und ein Instrument spielen. Markus John verblüffte mich, als er zur Probe eine Trompete mitbrachte. Jetzt haben wir ein kleines Kammerorchester auf der Bühne. Ein Glücksfall!“

„Effi Briest – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“ Montag 21.9., Dienstag 22.9. und Donnerstag 24.9., jeweils 20 Uhr, Malersaal (U/S Hauptbahnhof), Kirchenallee 43, Karten ab 22,-