Hamburg. Der drei Kilometer lange Eppendorfer Weg ist in kulinarischer Hinsicht für die Hamburger ein Traum. Teil 21 der großen Serie.

Keine andere reine Wohnstraße Hamburgs erreicht solche Dimensionen: Der Eppendorfer Weg ist drei Kilometer lang, verbindet drei Stadtteile und hat so viele gute Restaurants und Cafés, dass man einen ganzen Gourmet-Guide über diese eine Straße schreiben könnte. Sie beginnt an der Kreuzung zur Eimsbütteler Chaussee, kulinarisch interessant wird es aber erst, nachdem man die Fruchtallee (sic!) überquert hat.

Guter Kaffee, gute Laune: das Café Blackline und seine Chefin Viktoria Ljubek
Guter Kaffee, gute Laune: das Café Blackline und seine Chefin Viktoria Ljubek © HA | Michael Rauhe

1.Blackline Erst mal Kaffee. So gut wie hier bekommt man ihn in Hamburg selten. Inhaberin Viktoria Ljubek steckte gerade in der Examenszeit, als sie 2012 gefragt wurde, ob sie den kleinen Laden übernehmen wolle. Anstatt als Lehrerin zu unterrichten, reitet sie nun auf der „Third Wave“, so nennt man in der Fachsprache der Kaffee­genießer die aktuelle Strömung, sehr hohe Qualitätsansprüche an die Kaffeebohnen zu stellen. Man kann es mit hochwertigen Weinen vergleichen: Das Anbaugebiet und -jahr, der Farmer, der Röster, das Röstdatum, der Barista und die Zubereitungsart spielen eine Rolle. „Kaffee ist ein Luxusgenussmittel und eine ganz große Freude“, sagt Ljubek. „Hier, am ersten Teil des Eppendorfer Wegs, gibt es noch eine sehr enge Nachbarschaft, besser kann man es nicht treffen.“
Eppendorfer Weg 67, Mo–Fr 8–18 Uhr, Sa und So 10–17 Uhr, Tel. 64 88 00 78, www.blacklinecoffee.de

2. Ramen Bar Eine Zeit lang galt die Ramen Bar als eines der In-Restaurants Hamburgs. Wahrscheinlich weil alle so überrascht waren, dass die japanische Küche mehr zu bieten hat als nur Sushi. Ein paar Stufen hinab geht es in Räume, die immer zu klein zu sein scheinen. Das Lokal öffnet um 18 Uhr, weil man keinen Platz reservieren kann, stehen die Leute schon vorher Schlange, um eine der würzigen Nudelsuppen (ab 9,90 €) abzubekommen. Für die Produktion gibt es zwei speziell aus Japan importierte Ramen-Nudel-Maschinen, denn die Nudeln sollen immer frisch sein und die Brühe auf Schweinefondbasis mit Hühnerfleisch, Gemüse, Katsuobushi und Seetang zieht zwei Tage lang, um ihr volles Aroma zu entfalten.
Eppendorfer Weg 62, Di bis So ab 18 Uhr, Tel. 30 70 37 77, www.ramen-bar.de

3. Brüdigams Frank Brüdigam ist einfach ein cooler Typ – und so leicht zu finden: Er sitzt gerne mit einer Zigarre aus Honduras direkt vor dem Restaurant, das seinen Namen trägt. In seiner Marinezeit hat der Hamburger die ganze Welt gesehen, überall Rezepte gesammelt, später in verschiedenen Ländern gekocht, unter anderem für Lady Diana im Londoner Kensington Park Hotel. Brüdigams’ Restaurant hat Wohnzimmercharakter, die Möbel sind von Antik- und Trödelmärkten, mit Krönchen dekorierte Hirsche hängen an den Wänden, mehr als 4000 Kochbücher stehen zum Blättern bereit, das älteste von 1793. Manchmal bringen ihm Gäste welche mit, darunter Raritäten. „Da brauche ich doch keinen Stern, wenn ich so tolle Gäste habe“, sagt Brüdigam. Der Klassiker auf der Karte ist der Ziegenkäse-Apfelburger mit Feigensenf, Pommes frites von der Süßkartoffel und Salat (mittags für 9,90 €).
Eppendorfer Weg 98, Mo–Sa ab 11 Uhr, Tel. 57 01 29 99, www.bruedigams.de

4. Zipang So muss Lachs Teriyaki schmecken. Das Zipang wurde vom Magazin „Feinschmecker“ zu den 40 besten Asiaten Deutschlands gewählt. Barbarie Entenbrust, karamelisierter Aal, Wagyu-Rind, Eis mit grünem Tee, Sake – was abends dreistellige Rechnungen bedeutet, bekommt man mittags zu einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis (Sushi und Tempura Menü 24 €).
Eppendorfer Weg 171, Di–Sa 12–14.30 Uhr und von 18.30 Uhr an, Tel. 432 800 32, www.zipang.de

5. Kropkå Katrin Koch war sich zuerst nicht sicher, ob ihr viel gelobter Apfelkuchen wirklich so gut ist, dass Leute dafür bezahlen würden. Doch dann wagte sie es doch, vor genau einem Jahr, ihr eigenes Café zu eröffnen. Der Mut hat sich gelohnt. Die Gäste lieben den Laden, was zum einen an Köstlichkeiten wie Brot mit den Schmorpilzen (8,90 €) oder Cheesecake mit Blaubeeren (3,50 €) liegt. Zum anderen aber auch am Charme des kleinen Teams. „Wir haben so viel Spaß hier bei der Arbeit, nach Feierabend tanzen wir im Laden noch den Stress weg, das ist gut für den Zusammenhalt“, sagt Koch.
Eppendorfer Weg 174, Di–Fr 9.30 bis 18 Uhr, Sa und So 10 bis 18 Uhr, Tel. 42 93 95 05, www.daskropka.de

Gastro Meile Eppendorfer Weg, Reto Ruprecht und Petra Meerbach im Schweiz Ahoi
Gastro Meile Eppendorfer Weg, Reto Ruprecht und Petra Meerbach im Schweiz Ahoi © Michael Rauhe | Michael Rauhe

6. Schweiz Ahoi Schon wenn man reinkommt, riecht es nach Käse. Aber nicht so: „Ihhh! Mach die Kühlschranktür zu!“, sondern so richtig köstlich. Die Kuhglocke an der Wand und die Bordüre mit Wanderern signalisieren, worum es im Schweiz Ahoi geht: um die Gemütlichkeit der Berge und das Essen, das damit verknüpft ist. Das Käsefondue wird ab zwei Personen serviert (ab 19,50 €), es gibt Gruyère und Fribourger Vacherin mit Weißwein und Kirschen zubereitet oder eine geheime Käsemischung mit Bier und Kirsch. Im Oktober haben der Schweizer Reto Ruprecht und seine Frau Petra Meerbach aus Hamburg das Restaurant eröffnet, seitdem waren die 20 Plätze drinnen sieben Monate lang ausgebucht. „Da wurden wir regelrecht überrannt“, sagt Ruprecht. Jetzt, im Sommer, ist es nicht ganz so voll. „Der Hamburger verbindet Raclette mit Kälte, aber bei uns in der Schweiz isst man es auch im Sommer auf der Hütte, das würden wir gerne in der Hansestadt bekannter machen.“
Eppendorfer Weg 193, Di–So ab 17 Uhr, Tel. 18 29 49 39, www.schweiz-ahoi.de

7. Boilerman Bar Wer in der Boilerman Bar das Glück hat, auf Geschäftsführer Jörg Meyer zu treffen, geht auf jeden Fall klüger aus dem Laden raus, als er reingekommen ist. Der Gastronom hat so viel Ahnung von der flüssigen Materie (nachzuhören auch auf seinem Podcast „Empfehlungen eines Trinkers“), dass man sofort einen Gin Tonic oder einen Moscow Mule oder einen Gin Basil Smash bestellen möchte. Aber was heißt hier eigentlich „oder“? Es geht auch alles nacheinander. Die Wand ist mit rotem Backstein verklinkert, die Gäste rauchen, niemand jongliert in Tom-Cruise-Manier mit einem Shaker hinter dem Tresen herum, sondern serviert werden Highballs, also verkürzte Longdrinks, die in gefrorene Gläser mit zwei Eiskugeln gefüllt werden. Highballs gibt es inzwischen auf der ganzen Welt, hier in Eppendorf wurden sie erfunden. Die Boilerman Bar hat seit ihrer Eröffnung 2012 eine steile Karriere hingelegt, inzwischen gibt es das Konzept in mehreren Städten, vom Juni an betreut Meyer auch auf Mallorca zwei Bars im dann neu eröffneten Bikini Island and Mountain Hotel in Port de Sóller. Salud!
Eppendorfer Weg 211, täglich ab 18 Uhr, www.boilerman.de

Peter Theiss
in seinem italienischen
Restaurant
Morellino
Peter Theiss in seinem italienischen Restaurant Morellino © HA | Michael Rauhe

8. Morellino Falsch geguckt? War das Morellino nicht woanders? Ah, umgezogen. Von der Eppendorfer Landstraße 800 Meter weiter hierher. Klingt nicht weit, aber für Stammgäste kann das schon eine Weltreise sein. „Wer einen neuen Standort eröffnet, muss immer auch ein bisschen von Neuem beginnen“, sagt Peter Theiss, der seit 25 Jahren feinste italienische Küche zubereitet. Keine Zusatzstoffe oder Geschmacksverstärker, sondern nur richtig gute Produkte, die gar nicht so leicht zu bekommen sind, sagt Theiss. Aber Knoblauch aus Frankreich, Artischocken aus Sardinien oder Babyhummer aus Kanada schmecken eben anders. Bei schönem Wetter kann man auf der Terrasse sitzen und eine italienische Reise bestellen (ab 45 €), das fühlt sich dann an wie ein Mini-Urlaub.
Eppendorfer Weg/Ecke Falkenried, Di–So ab 18 Uhr, Tel. 420 62 95

Das
Café Amira mit
Chefin
Ariane
Pourkian
Das Café Amira mit Chefin Ariane Pourkian © HA | Michael Rauhe

9. Amira Hier haben schon viele Menschen tief in ihren Bauch geatmet. Das Café Amira wurde vor zweieinhalb Jahren in einer ehemaligen Hebammenpraxis eröffnet, was für den Start super war: Die Mütter kamen gerne mit ihren Babys, sie hatten eine positive Verbindung zu diesen Räumen. Die kann man auch heute noch haben, alles erscheint hell und freundlich. „Ich habe mir einen kleinen Mädchentraum erfüllt“, sagt Ariane Pourkian. „Ständig habe ich davon geredet, wie schön ein eigenes Café wäre. Wie das so ist mit Träumen, man redet nur, anstatt sie in die Tat umzusetzen, aber ich habe es dann tatsächlich doch gemacht.“ Pourkians Kuchen sind groß und super, manche Gäste fragen zunächst, wer das alles essen soll, aber am Ende bleibt von einem Stück Daim-Torte (3,50 €) dann doch nichts übrig. Wer mag, kann die Räume auch für Taufen, Konfirmationen oder Hochzeiten mieten.
Eppendorfer Weg 255, Di–So 10–18 Uhr, Tel. 60 78 30 59, www.cafe-amira.de

10. Brüder Lund Anfangs hatten sie den ganzen Tag auf, das war ihnen irgendwann einfach zu viel. Jetzt öffnen die Brüder Lund erst von 18 Uhr an, das Essen wurde umgestellt und verbessert, es gibt mehr wechselnde Gerichte, nicht mehr nur Salate und Brote. Rindertartar, Spargel mit Kräuterschaum oder gegrillter Blumenkohl mit gerösteten Mandeln (15,50 €) stehen auf der Karte sowie viele tolle Weine und Cocktails. Wie der Name sagt, wird der Laden von zwei Brüdern betrieben, der eine war vorher Banker, der andere Architekt. „Aber nebenbei haben wir immer in der Gas­tronomie gearbeitet“, sagt Christoffer Lund, der vor drei Jahren nach Hamburg zog und sich hier sehr wohlfühlt: „So schön wie in Kopenhagen, nur eben deutlich größer.“
Eppendorfer Weg 283, Di–Sa ab 18 Uhr, Tel. 0159-01 74 51 24, www.bruederlund.de

Alle Teile der Serie unter abendblatt.de/gastromeilen