Die Wexstraße und ihre Umgebung haben kulinarisch mittlerweile einiges zu bieten. Teil 20 der großen Serie.

Wohnen lässt es sich in diesem besonderen Quadrat ganz wunderbar. Nur zwischen 12 und 15 Uhr vollzieht sich eine Wandlung im Quartier zwischen Wexstraße, Steinwegpassage, Altem Steinweg und Großneumarkt. Dann kommen Hungrige aus den umliegenden Galerien, Start-up-Büros und Lädchen, und es wird – oftmals auch lautstark – geschlemmt: knusprige Hähnchen, Sünden des Orients, schwedische und schwäbische Köstlichkeiten und natürlich Pasta. Mittlerweile sind die Restaurants so beliebt, dass sie auch abends öffnen. Mittwochs und sonnabends wird das Angebot noch um Stände auf dem Großneumarkt erweitert.

1. La Locanda Die schönsten Sonnenplätze, eine große Auswahl dünner, knuspriger Pizzen aus dem Holzofen, gut gelaunte Kellner – das Restaurant La Locanda vermittelt mediterrane Atmosphäre und ist deshalb ein sehr beliebter Treffpunkt zur Mittagszeit und am Abend. Im Übrigen auch für Prominente: Ina Müller, die Klitschko-Brüder und Torwart Manuel Neuer waren schon zu Gast. Besonders zu empfehlen: Pizza Parma e Rucola und Pizza mit Trüffeln für jeweils 9,90 Euro. Tipp: Mittags rechtzeitig kommen, um draußen einen Tisch zu ergattern.
Wexstraße 29, Montag bis Freitag 11.30 bis 23 Uhr, Sonnabend 16 bis 22 Uhr, Sonntag Ruhetag, 040/33441786, www.la-locanda-hamburg.de

2. Neustädter Grill Schon durch das Fenster des kleinen Imbisses sieht man die knusprig braunen Hähnchen auf dem Grill. Für viele gehören sie zu den besten weit und breit. Daneben gibt es natürlich auch Klassiker wie Currywurst, Pommes frites und Schnitzel mit Kartoffelsalat. Wirt Meier, der den Grill in dritter Generation führt und mit trockenem Humor punktet, hat ihn gemütlich mit Holzmobiliar eingerichtet und beweist damit, dass schnelles Essen auch stil- und qualitätsvoll geht.
Wexstraße 30, Montag bis Freitag 11 bis 20 Uhr, 040/344762

3. Zum Spätzle Die Gelegenheit, einen schwäbischen Imbiss zu eröffnen, bekam Elisabeth Wehrle-Sage 2012, als das La Chance ins größere Nachbarhaus zog. Die Gastronomin, die selbst auf einem oberschwäbischen Bauernhof aufwuchs, achtet bei allen verwendeten Lebensmitteln auf die Bezugsquellen. So stammen die Eier vom Cassenshof in der Lüneburger Heide und das Fleisch von der Fleischerei Jacob in Eimsbüttel. Nur einige Biersorten importiert sie aus Süddeutschland – ein bisschen Schwaben muss eben sein. Nach den leckeren Spätzle-Variationen, etwa mit Bratensoße (7,90 Euro), Parmesan (8,90 Euro) oder Räuchertofu (11,90 Euro), sinkt man satt und glücklich in die schön bestickten Kissen.
Wexstraße 31, geöffnet 12 bis 22 Uhr, www.zumspaetzle.de

Lisa Figuereo vom Schwaben-Imbiss Zum Spätzle
Lisa Figuereo vom Schwaben-Imbiss Zum Spätzle © Michael Rauhe | Michael Rauhe

4. La Chance Wenn es eine Erfolgs­geschichte an der Wexstraße gibt, dann ist es diese: Angefangen hat alles mit Kartoffeln. Die wurden mit Käse überbacken und mit ordentlich Ketchup und Mayo an den Badestränden rund um Izmir, wo es sommers schon mal 50 Grad heiß werden kann, an Touristen verkauft. „Besonders die deutschen Urlauber waren wild darauf“, erinnert sich Zekeriyya Yurdakul, der damals als Verkäufer in seiner türkischen Heimat arbeitete. „Sie standen Schlange an den Kumpir-Imbissen.“ Yurdakul brachte die sogenannte gefüllte Ofenkartoffel nach Hamburg, peppte sie mit raffinierten Soßen, Couscous und Salaten auf und nannte sie Delon oder Deneuve. Sein ursprüngliches kleines Lokal La Chance war so erfolgreich, dass er 2012 ins benachbarte größere Haus umzog.

Heute gibt es die Erdäpfel nur noch mittags, abends wird französisch-orientalische Küche serviert. Die Zutaten stammen alle aus eigener Herstellung, viele Waren bringt Yurdakul aus der Türkei mit, vom Hibiskustee bis zu den Pinienkernen. Spezialität des Hauses sind Lammfilet (24,20 Euro) und Lammhaxe auf einem Couscous-Bett (19,80 Euro) sowie die Sünde des Orients, eine Kreation aus rund 20 verschiedenen Vorspeisen (13,90 Euro). Abends unbedingt einen Platz reservieren.
Wexstraße 33, Montag bis Freitag 11 bis 23 Uhr, Sonnabend 12 bis 23 Uhr, Sonntag 17 bis 23 Uhr, 040/38637431, www.lachance-hamburg.de

Zekesiyya Yurdakul, Inhaber des La Chance und Meister der Vorspeisen
Zekesiyya Yurdakul, Inhaber des La Chance und Meister der Vorspeisen © Michael Rauhe | Michael Rauhe

5. weissraumhamburg Speisen in Galerie-Atmosphäre: Dort, wo sonst Lifestyle-Produkte präsentiert und Ausstellungen gezeigt werden, lässt sich mittags stilvoll an langen Tischen tafeln, zum Beispiel bei Backhendl mit Gurkensalat oder Spätzle mit Saftgulasch. Das Fleisch stammt von Tieren aus art­gerechter Haltung, dazu kommen Milch und Eier in Bioqualität. Die täglich wechselnde Mittagskarte ist manchmal erst um Punkt zwölf Uhr geschrieben, dafür ist das Essen frisch und ohne Schnickschnack.
Wexstraße 38, Mittagstisch Montag bis Freitag ab 12 Uhr, 040/23818841, www.weissraumhamburg.de

6. Karlsons Nicht noch ein weiteres Oma-Café wollte die Gründerin des Karlsons, als sie 2010 das Restaurant für schwedische Köstlichkeiten in der Neustadt eröffnete. Stattdessen hat sie es mit klarem, unverkennbar skandinavischem Chic gestaltet und verkauft eben diesen auch im angeschlossenen Lädchen. Neben hübschen Glasvasen, Geschirr und bunten Bonbons gibt es Astrid-Lindgren-Literatur rauf und runter. Das vertreibt den Gästen die Wartezeit auf leckere Köttbullar (Hackfleischbällchen, 7,90 Euro), Hotdogs (4,90 Euro) und Salate (mit Ziegenkäse oder Pulpo für 8,90 Euro). Die jetzige Betreiberin Anke Gottwein fühlt sich Schweden sehr verbunden, war „gefühlt schon 100-mal in dem Land“. Original schwedische Rezepte bringt Kollegin Gabriella regelmäßig von ihrer dort lebenden Großmutter mit. Ihr verdankt die Karlsons-Klientel Schokoladenkuchen wie Kladdkaka und Kärleksmums (ab 2,90 Euro pro Stück). Das Lokal ist auch bei Frühstücksgästen sehr beliebt. Bei schönem Wetter sind die Draußenplätze schnell belegt.
Alter Steinweg 10, Montag bis Freitag 9 bis 16 Uhr, Sonnabend und Sonntag 10 bis 17 Uhr, 040/52598233, karlsons.de

Anke Gottwein wollte auf keinen Fall ein weiteres Oma-Café aufmachen
Anke Gottwein wollte auf keinen Fall ein weiteres Oma-Café aufmachen © Michael Rauhe | Michael Rauhe

7 a. Trattoria (Due) da Enzo Kein Palaver, keine Küsschen, keine Fertigprodukte und schon gar keine Sahnesoßen: Der Geheimtipp unter den italienischen Restaurants an der Wexstraße (7 b) hat einen Ableger am Großneumarkt eröffnet. In der Trattoria Due von Kultwirt Enzo werden zum Mittagstisch Vor- und Hauptspeise sowie ein Dessert zwischen 7 und 12 Euro serviert. Auf die Teller kommt, was der Markt zu bieten hat. Momentan auf der handgeschriebenen Tafel: Fisch mit grünem Spargel, Pasta mit Pute und Gorgonzola und Kalbsleber in Senfsoße.
Wexstraße 34/Großneumarkt 2, Mo bis Fr 12 bis 23.30 Uhr, Sa ab 16 Uhr, Sonntag Ruhetag, 040/35 71 51 40, www.trattoria-enzo.de

Alle Teile der Serie unter abendblatt.de/gastromeilen