Hamburg. Weidenallee und Weidenstieg punkten mit Pop-up-Restaurants, Sterneküche, Asiatischem und Fisch. Teil 13 der großen Serie.
Das Schanzenviertel liegt nahe bei, und doch hat sich die Weidenallee viel mehr das typisch Schanzige, also Subkulturelle, bewahrt. Es kommt in Form von netter Nachbarschaft und außergewöhnlichen kulinarischen Konzepten daher, etwa mit dem Strick-Café Mylys oder dem Italiener L’Incontro da Cosimo, wo die Gäste das geschmackvolle Mobiliar gleich mit kaufen können. Im Pop-up-Restaurant Cook up wechselt das gastronomische Angebot alle paar Wochen. Für ganz junge Gäste hat der Weidenstieg sein Herz entdeckt: In der Speisekammer und im Café Kompass finden Kinder nicht nur Spielzeug, sondern auch eine eigene Speisekarte.
1. Jellyfish Fisch und Seafood auf allerhöchstem Niveau, allerdings nicht in steifer, sondern äußerst lockerer Atmosphäre – dafür ist das Jellyfish bekannt. Und das hat auch jüngst der Guide Michelin mit einem Stern goutiert. Küchenchef Laurin Kux und sein Team achten darauf, dass Makrele, Loup de Mer und Co. bio-zertifiziert sind, aus Wildfang und – wenn möglich – der näheren Umgebung stammen. Gäste haben die Wahl zwischen fünf, sechs und sieben Gängen (98, 116 und 134 Euro). Reservierung wird empfohlen.
Weidenallee 12, geöffnet täglich 18–21.30 Uhr, Dienstag Ruhetag, 040/4105414, www.jellyfish-restaurant.de
2. Mylys Stricken, schmökern und Kaffee trinken – klingt nach einer ziemlich gemütlichen Kombination. Das hat sich auch Naima Hakim gedacht und ihr Strick-Café Mylys (Abkürzung für My Local Yarn Shop) gegründet. Hier gibt es alles, was das Stricker/Innen-Herz begehrt, von Merino-, Alpaka- und Leinenwolle über verschiedenste Nadeln bis zu Fachzeitschriften aus England und Amerika. Dazu werden leckerer Kaffee und hausgebackene Kuchen sowie Quiche und Pasta serviert. In regelmäßig stattfindenden Kursen erhalten Anfänger und Fortgeschrittene Anleitung und Inspiration. An jedem ersten Freitag im Monat findet eine Knit Night statt (offener Stricktreff, 18.30–23 Uhr, ohne Anmeldung).
Weidenallee 12, Dienstag bis Freitag 10–19 Uhr, Sonnabend bis 18 Uhr, Sonntag bis 17 Uhr, 040/41498867, www.mylys.de
3. Witwenball Bis zum Sommer 2013 war an dieser Stelle die Szene-Bar R&B beheimatet. Sie war für bodenständige Küche und ihren Hauscocktail „Eimer“ berühmt (an die einzelnen Zutaten gibt es kaum noch konkrete Erinnerungen). Zuvor, bis in die 1980er-Jahre hinein, vergnügten sich an der Ecke Weidenallee/Agathenstraße Tanzlustige in „Elfriedes Witwenball“.
An diesen schrägen Namen ist der des heutigen Restaurants im Art-déco-Stil angelehnt. Statt eimerweise Cocktails gibt es im Witwenball heute allerdings 300 Weine, 30 davon offen (auch Außer-Haus-Verkauf zum Winzerpreis). Für diese Auswahl hat das Restaurant vom Deutschen Weininstitut (DWI) 2015 den Titel „Weinrestaurant des Jahres in Deutschland“ bekommen. Dazu gibt es eine kleine, aber feine Abendkarte mit saisonalem Augenmerk. Ein Drei-Gang-Menü kostet 39 Euro.
Weidenallee 20, Dienstag bis Sonnabend 18–22.30 Uhr, Sonntag 17–21.30 Uhr, Weinverkauf Dienstag bis Sonntag ab 17 Uhr, Montag Ruhetag, 040/53630085, www.witwenball.com
4. L’Incontro da Cosimo Perlhuhnbrust in Salbei-Zitronensauce, Pizza alle Verdure (mit Gemüse), frische Pappardelle, Büffelmozzarella auf Mango-Carpaccio – seit 1990 schon verwöhnt der kleine Familienbetrieb des L’Incontro seine Gäste mit typisch italienischen Speisen. Auch das Ambiente könnte mediterraner kaum sein: Man sitzt recht dicht beieinander an kleinen Holztischen (draußen auf Bänken), hier und da stehen Blumen in Kannen, schöne Lampen und Kerzenständer spenden warmes Licht. Wem’s gefällt, der kauft sich ein Teil des Mobiliars fürs Zuhause. Pizza kostet ab 7 Euro, Pasta ab 10,90 Euro.
Weidenallee 25, Montag bis Freitag 12–15 Uhr und 18–24 Uhr, Sonnabend und Sonntag 18–24 Uhr, 040/4300246, www.lincontro.info,
5. Cook up Es soll den Gästen bloß nicht langweilig werden. Deshalb hat Lutz Bornhöft, langjähriger Chefkoch und Betreiber des Restaurants Juwelier, nebenan ein Pop-up-Restaurant eröffnet. Im Rhythmus von zwei bis vier Wochen geben sich etablierte und talentierte Köche, Foodblogger und Künstler die Klinke in die Hand.
Bis zum 31. März beschert Ex-Artisan-Chef Thorsten Gillert mit dem „Erdbeerfressenden Drachen“ dem Publikum einen Mix aus asiatischen, mediterranen, dabei bezahlbaren Gerichten. Zum Beispiel: Entenbrust für zehn Euro, Garnele & Rind „Dim Sum“ für neun Euro, Verbrannter Porree für sechs Euro. Zum 25. Geburtstag des Straßenmagazins „Hinz&Kunzt“ kochen vom 4. April an 25 Tage lang 25 Hamburger Köche mit „Hinz&Kunztlern“.
Weidenallee 27, Montag bis Donnerstag 12–14 Uhr und 19–22 Uhr, Freitag und Sonnabend 17–23 Uhr, 040/25481678, www.cookup.de
6. Juwelier 17 Jahre lang steht das Lokal schon für feinste Speisen. Seitdem ihr Geschäftspartner Lutz Bornhöft das Restaurant Cook up nebenan betreibt, firmiert Katja Dietrich mit ihrem Juwelier als Espresso-Bar. Das ist allerdings ziemlich untertrieben. Denn wegen der guten Hausmannskost, die es zum täglich wechselnden Mittagstisch gibt, kommen die Leute in Scharen.
Ihre gute Küche liefert Dietrich, die in Hamburg und auf Mallorca lebt, auch ins Juwelier Studio, eine Location im Eppendorfer Weg 87a, die gerne von Firmen und Agenturen für Veranstaltungen gebucht wird. Kleines Schmankerl: Juwelier ist das einzige Restaurant in Eimsbüttel mit einem eigenen Spar-Club. 96 Mitglieder zählt er bereits.
Weidenallee 29, Montag bis Freitag 8–18 Uhr, Sonnabend 10–16 Uhr, Sonntag Ruhetag, 040/43190073, www.juwelier-restaurant.de
7. Café 53 Für ein Eis ist immer die richtige Zeit. Das minimalistische Café 53 führt aber nicht nur die herrlich durchgedrehten Sorten der Eiszeit, sondern bietet auch eine gute Frühstücksauswahl, hausgemachten Kuchen und täglich wechselnden Mittagstisch, Letzteren sogar bis 15.30 Uhr. Quiche mit Salat gibt es für 7,90 Euro, Suppen ab 4,80 Euro.
Weidenallee 53, Sonntag bis Donnerstag 10–20 Uhr, Freitag und Sonnabend 10–22 Uhr, Dienstag Ruhetag, 040/63731122, www.cafe53.de
8 SomeDimSum Er hat bei Ali Güngörmüs im Le Canard Nouveau gekocht, bei Kevin Fehling in Travemünde, und er hat einige Zeit in Australien und auf Reisen durch asiatische Länder verbracht. Seitdem weiß Benjamin Heine, was er will und was nicht. „Ich wollte nicht mehr 16 Stunden täglich am Herd stehen, sondern mich auf eine Sache konzentrieren und die dann richtig gut machen.“
Seine Liebe zum Kochen und seine Faszination an Ländern wie Vietnam haben nun zum eigenen Restaurant geführt: Seit September 2017 gibt es das SomeDimSum, das fast ausschließlich Dumplings (Teigtaschen) serviert. Zu bestellen in neun Varianten, gedämpft oder gebraten, zu 4,90 Euro (drei Stück), 7,90 Euro (sechs Stück) oder 10,90 Euro (neun Stück). Dazu gibt es Getränke wie Tiger Beer, Teeblume, Mangodrink und zum Nachtisch ein Cheese-Cake-Schaum, der „null Asien, aber voll lecker“ ist. Chinesische Apothekerschränke und Fotos rund um Onkel He geben dem Lokal Kolorit.
Weidenallee 60, Montag bis Freitag 12–15 Uhr und 17.30 –22 Uhr, Sonnabend und Sonntag 14–22.30 Uhr, 040/41125111, www.somedimsum.de
9 Café Kompass Ihre Sommerurlaube auf der Nordseeinsel Pellworm haben bei Janna Ramajzlova Spuren hinterlassen. Schon als Kind liebte sie die Waffeln, die nach einem Rezept der dortigen Landfrauen gebacken wurden. Diese Spezialität gibt es nun auch mitten in Eimsbüttel. Vor neun Monaten hat das Café Kompass seine Türen für Groß und Klein (mit Extra-Spielecke!) geöffnet.
Neben einem wöchentlich wechselnden Mittagstisch sind Frühstück und Brunch am Wochenende beliebt. Nicht zuletzt, weil hier alles im Hinblick auf Nahrungsunverträglichkeiten gekennzeichnet wird. Ebenso auf der Speisekarte für Kinder, die neben Babyccino (70 Cent) auch den Kinder-Burger Mäc Kompass (5,90 Euro) und selbst gemachte Hähnchenfilet-Nuggets (6,50 Euro) enthält. Und Janna Ramajzlova freut sich, dass „die gesamte Familie entspannt zusammen genießen kann“.
Weidenstieg 24, Mittwoch bis Freitag 8–18 Uhr, Sonnabend und Sonntag 10–18 Uhr, Montag und Dienstag Ruhetag, 040/72376300, www.cafe-kompass.com
10 Speisekammer Wo gibt’s den besten Kuchen? Natürlich in der Speisekammer! Und den können Mamas und Papas sogar in Ruhe bei einer schönen Tasse Tee oder Kaffee genießen – dank Spielzimmer für den Nachwuchs in der oberen Etage. Sehr beliebt sind die Draußenplätze mit Blick auf den schönen Weidenstieg. Nicht zuletzt, weil dann auch genügend Platz ist für die Kinderwagen.
Weidenstieg 5a, Montag bis Freitag 9–19 Uhr, Sonnabend 9–18 Uhr, Sonntag 10–18 Uhr, 040/40188124, www.hamburg-speisekammer.de
Alle Teile der Serie unter abendblatt.de/gastromeilen