Eppendorf. Den Gästen hinterher: Brechtmanns Bistro zog wegen der vielen Hamburger Stammgäste von Scharbeutz an die Erikastraße in Eppendorf.

Ein Stadtteil mit viel Lebensqualität. Schöne Altbauten, kleine Geschäfte, Cafés, Kneipen, Restaurants. Gastronomisch beileibe keine Wüste. Und seit einem Jahr um einen Import von der Ostsee reicher. Aus Brechtmanns Botschaft in Scharbeutz wurde Brechtmanns Bistro in der Hansestadt. „Wir wollten näher an unsere Gäste ran“, sagt Sven Brechtmann. „Die meisten kamen aus Hamburg und Umgebung. Also sind wir umgezogen. Außerdem war der Mietvertrag in Scharbeutz ausgelaufen.“

Zusammen mit seiner gleichaltrigen Frau Ann-Kathrin betreibt der 37-Jährige das Lokal an der Erikastraße. „Wir sind ein unkomplizierter Anlaufpunkt für den ganzen Tag.“

Seit der Ausbildung sind die beiden ein Paar

Sven Brechtmann stammt aus einem Gastronomiebetrieb in Ostholstein und hat seit seiner Kindheit in Küche und Service mitgeholfen. Zur Lehre zog es ihn nach Bremen, anschließend nach Dortmund und Berlin in gute Häuser. Nach einer Station bei Thomas Martin im Jacob absolvierte er erfolgreich die Ausbildungen zum Küchenmeister und staatlich geprüften Gastronomen an der Hotelfachschule Heidelberg. Dann standen Kitzbühel und Bremen auf der Wanderroute, vor allem aber Bangkok und Singapur.

Ehefrau Ann-Kathrin ist ebenfalls vom Fach, seit der Ausbildung sind die beiden ein Paar. Die Bremerin zog es danach an eigene Stationen: St. Moritz, Baden-Baden, das Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten, der Betrieb von Johannes King auf Sylt. „Aber immer war da der Wunsch nach Selbstständigkeit, gestalten und entwickeln zu können“, sagt die Chefin. Und die Liebe zu Asien hat ihr der Ehemann ans Herz gelegt, im Lokal in Scharbeutz waren Papaya-Salat und rotes Thai-Curry die Renner. „Wir waren das beste unbesternte Restaurant in Schleswig-Holstein“, sagt Sven Brechtmann.

Die Enten aus Niedersachsen werden am Tisch tranchiert

Natürlich steht die Qualität auch in Hamburg im Vordergrund. „Klassisch hanseatisch und authentisch südost-asiatisch“, so beschreibt der Inhaber das, was die Küche anrichtet und der Service serviert. Bestens funktioniert die Kombination mit der knusprigen Oldenburger Flugente, die vom roten Thai-Curry und Jasminreis begleitet wird. Und Koriander. Das Kraut kommt als Sträußchen, und der Gast kann seine Portion selbst bestimmen, denn Koriander ist nicht jedermanns Sache. Der Vogel ist zart, die Beilagen sind ungewöhnlich. Wer es klassisch mag, bekommt auch Fliederbeerkraut und Klöße.

Die Enten aus Niedersachsen werden am Tisch tranchiert und vorgelegt. Der Chef braucht dafür rund 30 Sekunden. Bis zu 100 Tiere serviert er in den Saison-Monaten.

Asiatisch fein und pikant abgeschmeckt ist das Tatar vom Thunfisch – Gurke, Wasabi und süßsaure Ananas sind die perfekten Begleiter. Obendrauf thronen Fäden aus ausgebackenem Kataifi-Teig und sorgen für extra Crunch und Knusperfaktor.

Zur Kaffeestunde gibt es selbst gebackenen Kuchen

Die Karte wechselt saisonal, aber auch nach Lust und Laune der Betreiber und der zwölfköpfigen Mannschaft. Viele Gerichte sind vegetarisch und sogar vegan. „Ich hätte nie gedacht, dass wir so viel Tofu zubereiten werden“, sagt Sven Brechtmann. Der Mittagstisch wechselt wöchentlich, für die Kaffeestunde gibt es selbst gebackenen Kuchen. Das Gin-Angebot für den Cocktail zur blauen Stunde ist gut sortiert, außerdem verkaufen die Bistro-Macher selbst hergestellte Salatdressings, Sirup und Brot sowie Weine mit eigenem Label.

Die Weinkarte verzeichnet gut 50 Positionen aus Deutschland, Europa und Übersee. Für drei Euro kann man schon 0,1 Liter offenen Weißwein genießen, die günstigste Flasche kostet 19 Euro.

Die fünf kleinen Räume bieten Platz für 70 Gäste

Die fünf kleinen Räume bieten Platz für etwa 70 Besucher und sind locker-rustikal eingerichtet. Holztische und -stühle, teilweise unverputzte Wände, Fliesen, die an einen Milchladen erinnern, große Lampen, Teelichte sowie die Farben Weiß, Grau und Gold sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Eingedeckt ist mit Besteck und Wassergläsern, die Zellstoff-Servietten sehen aus wie karierte Küchenhandtücher. Vorne kann man an Hochtischen sitzen und das bunte Treiben auf der Erikastraße beobachten.

Ein Blickfang sind die großen, bunten, lauten Bilder des Künstlers Uli Pforr. Sein Atelier liegt auf der Veddel, ein Porträt der Gastronomen samt Hund Harvey hängt im Lokal.

Ann-Kathrin und Sven Brechtmann haben den Umzug von der Ostsee nach Eppendorf nicht bereut, können zu Fuß zur Arbeit gehen. „Hamburg macht Spaß.“ So soll es sein in Eppendorf.

Brechtmanns Bistro Erikastraße 43

www.brechtmann-bistro.de