Rotherbaum. Die Osteria da Francesco in Pöseldorf ist wie ein zweites Esszimmer für Hamburger Prominente. Dort gibt es mehr als exzellente Speisen.

Osteria – als Gasthaus gehobener als eine Trattoria, aber nicht so fein wie ein Ristorante. Das ist die Rangfolge in der italienischen Gastronomie-Terminologie. In der Pöseldorfer Milchstraße gibt es seit zwei Jahren die Osteria da Francesco, eine elegante Location, die eine Geschichte in der Hamburger Promi-Szene hat.

Das Restaurant ist eine Wiedergeburt der Osteria Due an der Badestraße, lange Jahre das zweite Esszimmer von Ulrich Wickert, Michael Stich, der Familien Otto, von Bismarck und Jahr. Im Juni 2014 mussten Alice von Skepsgardh und Hubertus Henrich nach langem Streit mit Xing-Gründer Lars Hinrichs den Betrieb aufgeben. Pläne, das Restaurant neben dem Kühne-Luxushotel The Fontenay wieder aufzubauen, zerschlugen sich. Und so eröffnete der ehemalige Geschäftsführer und Maître Francesco Delvecchio im März 2015 seine Osteria. Fast alle aus dem Service-Team folgten ihm, auch Küchenchef Jochen Kempf und seine Mannschaft zogen mit. Und die bekannten Hanseaten haben wieder ein Esszimmer für die italienischen Momente.

"Ich bin ein leidenschaftlicher Gastgeber"

„Die Eröffnung hier war die richtige Entscheidung“, sagt Francesco Delvecchio. Er stammt aus Apulien, besuchte in seiner Heimat die Hotelfachschule, arbeitete in Ligurien und kam vor vier Jahrzehnten nach Hamburg. Aber wie andere bekannte Hamburger Gastronomen mit italienischen Wurzeln heuerte er nicht im Hotel Atlantic an, sondern übernahm Aufgaben auf dem Restaurantschiff „Galatea“, im Rive und schließlich in der Osteria Due. „Ich bin ein leidenschaftlicher Gastgeber“, bekennt der 63-Jährige.

Vor allem bei den Stammgästen sehr begehrt: die Kalbsschwanz-Ravioli al Limone
Vor allem bei den Stammgästen sehr begehrt: die Kalbsschwanz-Ravioli al Limone © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Ein paar Stufen führen in das Lokal, es ist hell und modern eingerichtet. Die Tische schmücken weiße Decken und Stoffservietten, frische Blumen in einer Vase, eine Kerze, Gläser, Besteck und ein kleiner Brotteller. Die Stühle sind Freischwinger mit Korbgeflecht von Thonet. Einige opulente Zimmerpflanzen, Wandlampen und ein großes Bild mit Szene und Zitat aus Verdis Oper „Ein Maskenball“ setzen Akzente. Halbhohe Trennwände, gepolsterte Bänke in Grün- und Blautönen sowie Tische auf Emporen schaffen gemütliche Sitzinseln, sodass auch vertrauliche Gespräche beim Essen möglich sind. Die beliebtesten Tische allerdings sind die an den großen Fenstern zur Straße – sehen und gesehen werden. Bemerkenswert sind die kleinen Hocker, auf denen frau ihre Handtasche abstellen kann.

75 Besucher finden innen Platz, 50 auf dem Terrassen-Deck. Knapp 20 Mitarbeiter in Küche und Service kümmern sich um die Gäste. „Bei den meisten weiß ich schon, was sie gern essen oder trinken und wo sie am liebsten sitzen möchten“, sagt der Chef. „Viele kamen schon als Kinder mit ihren Eltern, jetzt sind sie selbst erwachsen und bringen ihren Nachwuchs mit.“ Und da komme es auch schon mal vor, dass ein Neunjähriger beim sonntäglichen Familienessen mit Eltern und Großeltern eine Seezunge bestelle und diese dann mit Lust verspeise.

Kalbsleber mit Salbeibutter ist ein Dauerbrenner

Für die Qualität der Speisen ist Jochen Kempf verantwortlich, seit vielen Jahren in Hamburg ein Schwergewicht am Herd. Ausbildung bei Kempinski, Mitarbeiter im legendären Tantris von Zweisternekoch Hans Haas in München, Küchenchef im Hotel Prem an der Alster und im Restaurant Prinz Frederik im Hotel Abtei, wo er sich einen Michelin-Stern erkochte. Als das Hotel 2013 schloss, wechselte der Hesse in die Osteria Due.

Die Pannacotta mit frischen Früchten schmeckt nach Vanille und zergeht auf der Zunge
Die Pannacotta mit frischen Früchten schmeckt nach Vanille und zergeht auf der Zunge © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

„Wir machen frische, gute, mediterrane Küche“, sagt der 47-Jährige. Natürlich gebe es demnächst deutschen Spargel, aber Fisch oder Fleisch dazu werde zubereitet wie in Italien oder Frankreich. „Auf Wunsch der Gäste hatten wir zu Weihnachten auch Gans und Ente mit Rotkohl auf der Karte. Bei Grünkohl aber hört dann die Liebe auf.“

Dauerbrenner aus Kempfs Küche sind die Kalbsleber mit Salbeibutter, Spaghetti mit Gamberetti, das Carpaccio Cipriani mit senfiger Sauce. Gelungen und immer wieder nachgefragt sind auch die hausgemachten Kalbsschwanz-Ravioli al Limone. Der Nudelteig ist sanft und hat Biss, die Fleischfüllung ist ausgewogen gewürzt, die buttrig-sahnige Sauce wunderbar zitronig und mit einem Löffel kräftigen Kalbsjus perfekt ergänzt.

Alle drei Wochen wechselt die Karte

Nichts auszusetzen gibt es auch an der Pannacotta mit frischen Früchten aus der Abteilung Dolci. Nicht zu fest und nicht zu weich im Kern, schmeckt die weiße Masse angenehm nach Vanille und zergeht cremig auf der Zunge.

„Wenn ein Gericht gut gemacht und stimmig ist, dann essen die Gäste es gern, und wir behalten es bei“, sagt Kempf. „Ich überprüfe regelmäßig, ob unser Angebot zeitgemäß ist.“ Alle drei Wochen wechselt die Karte in Teilen, es gibt einige Tagesgerichte, annonciert auf einer Tafel, und mittags eine kleinere Auswahl. Wer allerdings Pizza essen möchte, der ist in diesem Lokal falsch.

Italienische Gerichte kommen mit wenigen Zutaten aus

Fisch und Fleisch kommen von Hamburger Händlern, Wild wie Reh, Hase und Fasan aus Schleswig-Holstein. Und Nudeln wie auch Trüffel natürlich aus Francescos Heimatland. Die mehr als 100 Positionen umfassende Weinkarte listet mehrheitlich italienische Tropfen auf, ein vergrößertes Angebot ist gerade in Arbeit. Offen beginnen die Preise bei 7,90 Euro für 0,2 Liter, die günstigste Flasche schlägt mit 29,90 Euro zu Buche.

Laut Kempf kommen italienische Gerichte mit wenigen Zutaten aus. „Aber das Handwerk und die Kombination der Zutaten müssen perfekt sein.“ Die vielen Stammgäste sind wohl der Beweis, dass das der Küche in der Osteria da Francesco gut gelingt.

Osteria da Francesco Milchstraße 4

www.osteria-da-francesco.de