Neustadt. Die opulente Meeresfrüchteplatte ist der Hit an der Esplanade. Restaurant besteht seit zehn Jahren. Enten und Gänse im Anflug.

Ältere Hamburger werden sich ans Tarantella erinnern. In den 70er-Jahren konnte man sich in diesem Nachtclub im früheren Hotel Esplanade vergnügen. Ob dort der gleichnamige süditalienische Volkstanz gepflegt wurde, ist nicht bekannt. Die Bar ist längst Geschichte, aber nicht der Name. Seit zehn Jahren gibt es an der Esplanade wieder ein Tarantella. Diesmal als Restaurant, das für seine Küche, den Stil und die Atmosphäre in der Hansestadt bekannt ist.

Wer über die heckenumsäumte Terrasse das Lokal im Erdgeschoss der Spielbank Hamburg betritt, steht in einem hohen, großen Raum. Links kann man in die Küche gucken oder sich im Aquarium einen Hummer für ein köstliches Mahl aussuchen. Spiegel an den Wänden sorgen für noch mehr Weite. Den imposanten Tresen umgeben viele Flaschen in Regalen und ansehnliche Kühlschränke. Champagnerkübel, Kandelaber und opulente Blumen-Arrangements machen Eindruck. Die fünf Deckenlampen sind eigentlich verkleidete Kronleuchter.

Eine Platte mit Meeresfrüchten im Tarantella
Eine Platte mit Meeresfrüchten im Tarantella © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Die Gäste sitzen an dunklen Holztischen auf grau oder orange gepolsterten Stühlen sowie auf grauen Bänken entlang der gleichfarbigen Wände. Dezente Musik läuft im Hintergrund. Wer im lebendigen Bistro – das Signet sind tanzende Strichmännchen – nicht „sehen und gesehen werden“ praktizieren möchte, wählt einen Tisch im etwas eleganteren mittleren Raum. Für kleinere vertrauliche Runden oder Fest-Gesellschaften gibt es außerdem noch die Rotunde und den Weinkeller.

Fonds und Dressings werden im Tarantella von Hand gemacht

130 Besucher finden Platz im Tarantella. „Und von denen sind viele unsere Stammgäste“, sagt Jens Spreckelmeyer. Er ist seit der Eröffnung im Jahre 2006 Betriebsleiter im Restaurant, bedient immer wieder Prominente aus der Hansestadt, aber auch eher unbekannte Hamburger und viele internationale Hungrige, die in einem der umliegenden Hotels logieren und die Gastronomie in der Innenstadt kennenlernen wollen. Rund 40 Kräfte in Küche und Service kümmern sich darum.

„Ich mag die stete Abwechslung am Arbeitsplatz“, sagt der 39-Jährige. In seiner Heimatstadt Osnabrück hat er Restaurantfachmann gelernt, weitere Stationen waren das Doc Cheng’s im Hotel Vier Jahreszeiten an der Binnenalster sowie die Sturmhaube auf Sylt. Zusammen mit seinen langjährigen Kollegen, dem Sommelier Eric Merten und dem Küchenchef Robert Kleinschmidt, führt er den Betrieb im Sinne von Inhaber Carsten von der Heyde.

Der entschied sich im vergangenen Jahr nach dem plötzlichen Tod seines langjährigen Gastro-Partners Frederic Janhsen, das Tarantella allein weiterzubetreiben.

„Internationale Küche, deftig und fein, mit Hamburger Akzenten“ – so beschreibt Spreckelmeyer das kulinarische Konzept des Lokals. „Der Gast soll einen schönen Abend in lässiger Atmosphäre erleben und anspruchsvolle Gerichte auf dem Teller genießen können.“ Wie in vielen guten Restaurants steht auch hier das Produkt im Vordergrund, natürlich möglichst regional und saisonal. Also keine langen Lieferwege, Spargel im Frühsommer, dafür Grünkohl zur kalten Jahreszeit.

"Wir wissen, was sie fressen"

Die Gänse und Enten, die ab November in vielen Variationen auf der Karte stehen, kommen aus Schleswig-Holstein. „Wir wissen, was die fressen und wann die geschlachtet werden“, sagt der Betriebsleiter. Fisch bezieht die Küche von Hummer Pedersen, Gemüse aus dem Umland und vom Großmarkt. „Wir machen Fonds, Saucen, Suppen, Eintöpfe, Pürees, Ketchup, Mayonnaise und Salatdressing selbst. Außerdem schätzen unsere Gäste sehr, wenn wir am Tisch tranchieren.“

Immer auf der Karte stehen müssen das Lüneburger Ochsenfilet und das Wiener Schnitzel. Das ist schön dünn und zart, die Panade buttrig-knusprig. Die Pommes Frites dazu werden in einer Papiertüte serviert, die wiederum in einem Tarantella-Bierseidel steckt. Und der Gurkensalat süß-sauer mit Schmand wie von Oma schmeckt nach mehr.

Ein Renner besonders bei asiatischen Gästen ist die Meeresfrüchteplatte Grand, üppig bestückt mit einem halben Hummer, Calamaretti, King Prawns, verschiedenen Muscheln, Austern und Yellow Fin Tuna Sashimi. Frisch, luxuriös und sehr fischig.

Die günstigste Flasche kostet 29.90 Euro

Die normale Karte mit Hühnerfrikassee, Austern, Kaviar, getrüffeltem Flammkuchen und Tatar in drei Variationen wechselt etwa alle vier Wochen, es gibt Tagesempfehlungen und preislich etwas günstigeren Mittagstisch. Offene Weine fangen bei 4,50 Euro für 0,1 Liter an, die günstigste Flasche kostet 29,90 Euro. Einen Blick wert ist auch die gut bestückte Wodka- und Gin-Karte, die 20 beziehungsweise 30 verschiedene Sorten auflistet.

Jens Spreckelmeyer isst am liebsten Königsberger Klopse nach dem Rezept von Carsten von der Heyde. Und auch sonst kommt der dreifache Familienvater gern ins Tarantella – fast so trubelig, lebendig und schnell wie der Volkstanz aus Süditalien. Oder die Hamburger Bar vor vielen Jahren. Geschichte lebt.

Tarantella Stephansplatz 10

www.tarantella.hamburg