Neustadt. Hamburger lieben Schweden, deshalb ist das Karlsons eine Erfolgsgeschichte. Natürlich gibt’s auch Köttbullar.
Schweden. Dort hat jeder ein gemütliches rotes Holzhaus für die Ferien am Wasser und ein Boot. Alle essen Zimtschnecken, lesen fesselnde Krimis und stellen ihre Bücher in ein Billy-Regal. Klischee? Na klar. Aber ein liebenswertes. Die Hamburger jedenfalls mögen das skandinavische Land, seine Menschen und seine Küche. Deshalb ist das Karlsons auch eine Erfolgsgeschichte.
Seit acht Jahren gibt es das Café und Restaurant mit nordischen Köstlichkeiten in der Neustadt. Im Sommer 2017 kam noch ein zweites Karlsons im Grindelviertel dazu. Der Schriftzug ist ebenso rot wie das Pferd als Erkennungszeichen. Es soll an die bunten Dalapferde erinnern, die aus Holz in der schwedischen Landschaft Dalarna gefertigt werden und im Ausland als typisches Symbol für ganz Schweden gelten.
Das Lokal am Alten Steinweg liegt über dem Cotton Club an einer Straßenecke. Große Fenster nach draußen, drinnen Tische, Stühle und Hocker aus Holz in Weiß und Braun. Ein schöner Kronleuchter hängt unter der Decke, eine Wand ist rot, eine andere zieren Bäume. Hinter dem großen Tresen hängt die Tafel, auf der die Speisen aufgelistet sind. In der Vitrine warten verlockende Kuchen und Süßspeisen darauf, genossen zu werden. Auf den Tischen stehen Zucker, Pfeffer und Salz sowie Blumen und Kerzen.
Atmosphäre ist heimelig
Die Atmosphäre ist heimelig, und das liegt auch an den Regalen und Sideboards voll mit dänischen Design-Produkten wie Tassen, Schalen, Vasen, Kannen und Dosen. Dazu kommen Geschirrhandtücher und Bücher von Astrid Lindgren, Grußkarten und Kekse, Zimt-Knäckebrot und Lakritz. Alles ist schön arrangiert und wird verkauft.
Chefin des idyllischen Ladens ist Anke Gottwein. 2014 hat die studierte Betriebswirtin das Karlsons von der Gründerin, einer Halbschwedin, übernommen. „Ich wollte eigentlich ein kleines Lokal mit Mittagstisch und Salaten eröffnen“, erzählt die 39-Jährige. „Aber dann habe ich das Karlsons entdeckt und meine Pläne geändert.“ Anke Gottwein stammt aus Südhessen. „Schon als Jugendliche habe ich in der Gastronomie gejobbt.“ Sie studierte in Ravensburg und Sydney, schrieb ihre Masterarbeit über Franchise-Gastronomie, ging nach Zürich zu Microsoft in den Vertrieb. Der Liebe wegen zog sie 2011 nach Hamburg und arbeitete bei Vodafone, bevor sie den Betrieb mit dem nordischen Namen übernahm.
„Wir sind Fans von Skandinavien und haben mit meinen Eltern früher immer Freunde in Schweden besucht“, erzählt die Mutter zweier Kinder. „Die Lebenseinstellung dort gefällt mir.“ Und wohl auch den Hamburgern. Denn die kommen sehr gern ins Karlsons. Mittags steht man an, um einen der 60 Plätze drinnen und bei gutem Wetter einen der 40 Sitze draußen zu ergattern. „Skandinavien ist hier positiv besetzt“, sagt Anke Gottwein.
Die Frühstücksvariationen heißen dann auch Malmö oder Stockholm, Oslo oder Kopenhagen. Wer die liebevoll angerichtete Vielfalt zum Beispiel mit Käse, Aufschnitt, Lachs und Ei sowie verschiedenen Brot- und Brötchensorten am Wochenende genießen möchte, sollte unbedingt reservieren.
Fleischbällchen-Rezept ist drei Generationen alt
Mittags gibt es wöchentlich wechselnde Angebote nach Saison und Marktlage und immer Salat mit Ziegenkäse, Ofenkartoffel oder Hotdogs. Die kommen im Brötchen mit Röstzwiebeln, Gewürzgurke sowie Saucen und werden von einem selbst gemachten Kartoffelsalat mit Salatgurke sowie Essig-Öl-Dressing begleitet. Bestellt wird am Tresen, und ein rotes Holzpferd mit Nummer zeigt der Bedienung dann, wer was bekommt.
Zum Beispiel den Renner Köttbullar mit Preiselbeeren, hausgemachtem Kartoffelpüree und Salat. Aber Achtung: Hackbällchen nur dienstags bis freitags. „Wir braten sie immer am Nachmittag vorher an, aber am Sonntag schaffen wir das nicht“, sagt die Chefin. Aus drei Kilogramm Hackfleisch, halb Schwein, halb Rind, werden die Klöße mit der Hand geformt. „Gut 20 Portionen à sieben Bällchen bekommen wir raus.“ Das Rezept stammt von der schwedischen Großmutter der Karlsons-Gründerin. Und so schmecken die Kugeln auch: herzhaft, locker, fleischig, begleitet von einem sahnig-stückigen Püree. Eben wie früher zu Hause am Küchentisch.
Berühmt ist das Karlsons auch für seine Blaubeermarmelade, den hausgebeizten Lachs, die Elchsalami und die Apfel- und Blaubeerpfannkuchen. „Das kennen die Gäste aus dem Urlaub im Norden und wollen es in Hamburg auch genießen“, sagt Anke Gottwein. Sechs feste Mitarbeiter und zehn Aushilfen beschäftigt sie in beiden Lokalen, alles wird frisch zubereitet, selbst gebraten und gebacken. In der Filiale im Grindelviertel werden auch skandinavische Abende veranstaltet
Die Kinder kommen gern für einen Hotdog oder die Köttbullar vorbei, die Mutter isst lieber den Salat mit Ziegenkäse und kocht auch zu Hause in Eimsbüttel. „Dann aber querbeet. Es gibt ja auch viele schöne deutsche Gerichte.“