Hamburg. Das Restaurant bietet einen traumhaften Blick auf den Isebekkanal und Kulinarik auf hohem Niveau. Was besonders überzeugt.

Jetzt, wo die Tage – noch – lang sind und die liebe Sonne des Öfteren vom Himmel lacht, ist eine der schönsten Stätten der kulinarischen Einkehr in und um Hamburg das Stüffel. Direkt am Isebekkanal gelegen, verfügt es über eine lauschige Holzterrasse, von der man den ein- und ausfahrenden Booten und Stand-up- Paddlern zuschauen kann.

Wer sich darob bemüßigt fühlt, selbst in die Riemen zu greifen und vor dem Essen die sich anbahnenden Kalorien spornstreichs abzutrainieren. hat es nicht weit: Der Boots- und Paddelverleih gehört zum Haus.

Restaurant Hamburg: Im Stüffel wird auf hohem Niveau gekocht

Schwerpunkt ist jedoch das Restaurant: Im Stüffel wird vorzüglich und auf hohem Niveau aufgekocht. Bei den Produkten ist Saisonalität und Regionalität angesagt, jegliche Form von Convenience tabu. Unter den Vorspeisen überzeugen derzeit besonders die Kalbssülze mit Sauerteig, Meerrettich, Senf und Apfel (15 Euro) sowie die spannend interpretierte White Tiger Garnele mit aromatischem Schwarzen Knoblauch, Kalamansi und Eisbergsalat (17 Euro). Auffällig ist, dass die Küche neuerdings zum Teil der verbreiteten (Un-)Sitte folgt, recht offensiv eingesetzte Süße in einige an sich salzige Gerichte mit einzubringen, wie bei der Süßkartoffel-Kokos-Suppe mit Banane und Entenbrust (13 Euro) oder dem Mascarpone-Risotto mit Pfifferlingen, Blaubeeren, Friesisch Blue und Haselnuss (26 Euro) – das kann man mögen, muss es aber nicht zwingend.

Macht jedoch nix – denn auf die bewährten Klassiker der Karte ist Verlass: Ob das legendäre Rindertatar mit Bio-Ei, Chinakohl, Zwiebel und Tapioka (klein 16 Euro, als opulentes Hauptgericht mit Pommes 32 Euro), das aromensatte, großherzig getrüffelte Ragout vom Kalbsfilet mit Kartoffel und Pilz (34 Euro), gerne auch das traditionelle Wiener Kalbsschnitzel mit Blattsalaten und lauwarmem Kartoffelsalat (29 Euro) – da passt alles harmonisch zusammen, und die Gerichte sind ihren Preis wert.

Restaurant Hamburg: Service lässt keine Wünsche offen

Der Service ist sehr aufmerksam und zugewandt, Geschirr und Besteck sind edel und geschmackvoll – und, mega, die Weine werden in mundgeblasenen Gläsern, meiner Ansicht nach sogar den besten der Welt, serviert. Überhaupt, die Weinauswahl: Der freundliche Inhaber Ondrej Kovar war in seinem früheren Leben mal Chefsommelier im Hotel Adlon in Berlin, einer nicht so schlecht beleumundeten Gaststätte mit Fremdenzimmern, und lebt seine Liebe zu edlen Gewächsen nun im eigenen Etablissement lustvoll aus. Kein Wunder, dass unter dem Namen nordlichtwein.de ein feiner Weinhandel das Stüffel-Reich ergänzt.

So ist denn auch das Stöbern in der hervorragend bestückten Weinkarte eine Wonne und vor allem für Freunde der Region Burgund, zu deren Fans offenkundig der Gastgeber wie auch ich zählen, eine brandgefährliche Herausforderung für Leber wie Geldbörse. Von daher verkneife ich mir konkrete Weinempfehlungen, das kann die kompetente Crew des Hauses in diesem Falle sehr viel besser. Nur so viel sei verraten: Nach einem ausgedehnten Stüffel-Abend (Küchenschluss ist netterweise erst 23.30 Uhr), vielleicht begleitet von den vorzüglichen biodynamischen Burgundern der Domaine Arlaud, werden Sie mich ganz sicher nicht paddelnd auf dem Isebekkanal antreffen.