Hamburg. Zu Gast ist dieses Mal Marco Sinervo, Chef der Agentur MGM. Probiert werden vier seiner Weine, die Bezug zur Modelbranche haben.

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Manchmal stimmen Klischees halt doch. Zum Beispiel das von Models und ihren Managern, die gern (aber nicht mehr so viel wie früher) Champagner trinken und sicherheitshalber immer ein paar Flaschen Veuve Clicquot in der Nähe haben. Bei Marco Sinervo ist das so, der Chef der Modelagentur MGM hat in seinem Firmensitz am Hamburger Mittelweg einen großen Kühlschrank mit rund 150 Flaschen stehen, und „ich trinke auch selbst am liebsten Champagner“.

Sagt der Mann, der diesmal in unserer Reihe „Vier Flaschen“ zu Gast ist und für den Weinkenner Michael Kutej zusammen mit Apfelsaftschorlentrinker Axel Leonhard und Riesling-Liebhaber Lars Haider Weine zum Testen ausgesucht hat, die irgendeinen Bezug zur Modelbranche haben.

Prosecco ist die günstige Alternative zum Champagner

Und sei es nur, weil sie so aussehen wie die im Krokolook gestaltete Flasche Nummer eins, die eine der günstigen Alternativen zum Champagner enthält, einen Prosecco. Der Bepin de Eto Millisemato kommt aus Venetien, vom gleichnamigen Weingut, und sollte wie alle Weine, die heute probiert werden, schnell getrunken werden. „Wenn sie geöffnet sind, am besten am gleichen Abend oder spätestens am nächsten Tag, aber auch sonst“, sagt Kutej. „Diese Weine sind für den baldigen Verbrauch gemacht und nichts, was man jahrelang liegen lassen sollte.“

Das Weinpaket zur Folge mit Marco Sinervo  (Folge 73) enthält spannende Flaschen.
Das Weinpaket zur Folge mit Marco Sinervo (Folge 73) enthält spannende Flaschen. © Silkes Weinkeller

In einem Prosecco seien 14 verschiedene Rebsorten erlaubt, so Kutej weiter, „und man bekommt eigentlich nie raus, was genau drin ist“. Die italienische Variante riecht und schmeckt nach grünem Apfel, Pfirsich und Zitrone, „das ist so einer dieser Weine, die man gut auf einer Gartenparty anbieten kann“, findet Sinervo, der den Prosecco aus einem silbernen Champagnerkelch trinkt, den er vorher im Kühlschrank hatte: „Dadrin bleibt jedes Getränk extrem lange kühl, das ist schon ein besonderer Geschmack.“ Die Flasche kostet rund zwölf Euro.

Holunder und Stachelbeere kommen stark zur Geltung

Nummer zwei ist ein Wein aus der „Ungeschliffen“-Reihe, der „reduktiv ausgebaut ist, das heißt, in der Produktion wird alles getan, um ihn nicht mit Sauerstoff in Berührung zu bringen“, so Kutej. Das Ergebnis sind Weine, deren Aromen besonders stark wirken: Im Fall des Sauvignon Blanc Doppelstück Schwestern aus dem Jahr 2021 springen einem der Holunder und die Stachelbeere quasi entgegen, „da kommt richtig viel raus aus dem Glas“, sagt Sinervo.

„Der schmeckt fast säuerlich, aber ich mag das, weil das sehr erfrischend ist. Dieser Wein macht dich wach.“ Axel Leonhard findet, dass man sich kaum vorstellen kann, dass ein Sauvignon Blanc wie dieser aus Deutschland, genauer gesagt vom Weingut Wasem aus Rheinhessen, stammt: „Er hat einen sehr internationalen Stil, man könnte ihn auch für einen Sauvignon Blanc aus Neuseeland halten.“

Studio by Miraval Rosé hat von Himbeereis

Bei Flasche Nummer drei stellt sich weder die Frage, woher der Wein kommt, noch, warum die Runde ihn mit dem Gründer einer Modelagentur trinkt. Der Studio by Miraval Rosé, ebenfalls aus dem Jahr 2021, ist das Einstiegsmodell des Weinguts aus der Provence, das Brad Pitt und Angelina Jolie vor Jahren gekauft haben. Und, Überraschung: Er schmeckt sowohl Kutej als auch Sinervo besser als der doppelt so teure Miraval. „Ich finde den richtig gut“, sagt Kutej, „der hat etwas von Himbeerwassereis mit einer salzigen Note.“ Sinervo mag schon die Optik, „das Logo ist echt cool“.

Modelscouts viel in Hamburg unterwegs

Von Himbeerwassereis- zu Kirsch­joghurt-Geschmack ist es nur ein kleiner Schritt. Der teuerste Wein (25 Euro) wartet in der letzten Flasche, es ist der einzige Rotwein, ein Montamirello vom Castillo di Meleto aus der Toskana, Jahrgang 2020, eine Mischung aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Sangiovese. Sinervo schmeckt neben der Kirsche auch Schokolade und Marzipan, „ich finde den super, ich mag dieses Saftige“, sagt er und verrät, wie seine Agentur neue, vielversprechende Gesichter findet.

Nämlich so gut wie nie über die 700 bis 800 Bewerbungen, die jeden Monat in der Hamburger Agentur eingehen – darunter seien, wenn überhaupt, nur eine Handvoll geeignete Kandidatinnen oder Kandidaten im Jahr. MGM setzt nach wie vor auf seine eigenen Modelscouts, die auch viel in Hamburg unterwegs sind. Neulich habe einer seiner Männer eine junge Frau in einem HVV-Bus entdeckt, die ihm derart gefallen habe, dass er „mit seinem Auto so lange hinterhergefahren ist, bis sie ausgestiegen ist“.

Übrigens: Die „Vier Flaschen“ können Sie sich auch unter www.abendblatt.de/podcast anhören oder auf dem YouTube-Kanal des Hamburger Abendblatts ansehen. Im Wechsel mit der bekannten, etwa 90 Minuten langen Folge gibt es alle zwei Wochen eine schnelle Variante: In maximal 9:59 Minuten testen Kutej, Haider und Leonhard eine Flasche Wein, die unter zehn Euro kosten muss, und die am Ende mit Punkten von eins bis zehn bewertet wird.