Rock. Udo Lindenbergs Gitarrist Hannes Bauer und das Orchester Gnadenlos beenden heute in der Fabrik ihre Tour

Unter einem Orchester versteht man normalerweise einen Klangkörper mit mindestens zwei Dutzend Musikern. Aber was ist bei Hannes Bauer & Orchester Gnadenlos schon normal? Dem Gitarristen reichen zwei Mitstreiter für sein Orchester. Die drei erreichen allerdings das Energielevel einer Großformation. Mit gnadenlosem Tempo und gleicher Härte.

Der Name geht übrigens zurück auf ein ziemlich gnadenloses After-Concert-Besäufnis während einer Udo-Lindenberg-Tournee. Allerdings waren selbst dem Panik-Chef die Eskapaden seiner Band zu viel, und er drohte, jeden aus der Gruppe zu schmeißen, der am Abend nicht vernünftig spielen würde. „Ihr seid echt das Orchester Gnadenlos“, soll Lindenberg im Tourbus gesagt haben. Aus ein paar Musikern dieser Band formierte Hannes Bauer sein erstes Orchester. Bei Lindenbergs Panikorchester ist er immer noch angestellt, seit 1980 spielt der 64 Jahre alte Linkshänder dort virtuos die Gitarre.

Im Laufe der Jahrzehnte hat Bauer häufig die Besetzungen gewechselt, aktuell gehören Philippe Candas und Martin Hofbauer zu seinem Rock-Trio. Candas stammt aus Frankreich, hat auch schon bei der Metal-Band Fair Warning gespielt und ballert auf Trommeln und Becken wie einst der legendäre John Bonham. Zusammen mit Bassist Hofbauer gibt er den Rhythmus vor, den Hannes Bauer mitgehen muss. Doch „Feuer“, wie er von seinen Kumpels genannt wird, hat keine Mühe, sowohl zu singen als auch die Saiten seiner Gitarre wie ein Derwisch zu bearbeiten. Das Orchester Gnadenlos ist ein wahres Vollgas-Trio, es macht Rock ’n’ Roll auf der Überholspur. Der „Porsche Blues“ zum Beispiel ist dafür ein für sich selbst sprechender Song.

Wie schon seit vielen Jahren gastiert Hannes Bauer & Orchester Gnadenlos „zwischen den Jahren“ in der Fabrik. Die Konzerthalle hat schon immer zu den Orten in Hamburg gehört, in denen Bauer auch mit anderen seiner verschiedenen Bands wie etwa Bauer, Garn & Dyke aufgetreten ist. Das etwas abgeranzte Ambiente des traditionsreichen Clubs passt heute perfekt zu dem dreckigen Blues und Rock des Trios. Gecovert wird auch nicht, die Songs mit den deutschen Texten schreibt der Bandleader selbst. Die Lieder beschäftigen sich vor allem mit dem Vagabunden-Leben von Musikern zwischen Pommesbuden, Autobahnraststätten und Hotelbars. Die aktuelle Tour mit Hamburg als Schlusspunkt trägt den Namen „37 Jahre Laubfrosch Blues“. Der Song über den grünen Lurch stammt noch aus den Zeiten von Bauer, Garn & Dyke, aber bis heute zählt er zu den Höhepunkten jedes Konzerts. Wer einen Tag vor Silvester schon mal richtig abfeiern will, ist in der Fabrik an der richtigen Stelle. Der Abend wird sicher auf besondere Art - gnadenlos.

Hannes Bauer & Orchester Gnadenlos
Fr 30.12., 21.00, Fabrik (S Altona), Barner-str. 36, Karten: 19,- ; www.hannes-bauer.de