Merkwürdigkeiten, über die Sie sich in Hamburg nicht länger wundern sollten: Das Abendblatt erklärt täglich eine Besonderheit.
Warum spricht man in Hamburg eigentlich von einem "Tüdelband"?
Ina Leipziger, per E-Mail
Unter einem "Tüdelband" versteht der Hamburger meistens einen einfachen Bindfaden. In der Regel ist er nicht ordentlich aufgewickelt, zusammengeknüllt oder schwer zu entwirren. Das erklärt auch den Begriff vertüdeln (durcheinander bringen) oder in Tüdelkommen.Wenn wir sagen, Oma sei schon ein bisschen tüdelig, wollen wir ausdrücken, dass die alte Dame manchmal nicht mehr so ganz weiß, was sie sagt oder tut.
In dem Lied mit dem Anfang "An de Eck steiht 'n Jung mit 'n Tüdelband" hat der Begriff "Tüdelband", auch "Trünnelband", jedoch eine vollkommen andere Bedeutung. Gemeint ist ein Radreifen aus Eisen, der vor der Erfindung der Gummibereifung die hölzernen Räder der Wagen, Kutschen und Karren zusammenhielt und dort die Lauffläche bildete. Eisen auf Kopfsteinpflaster - das ergab eine Lärmbelästigung, wie wir sie heute kaum dulden würden.
Lag so ein Reifen ohne Rad herum, benutzten die Straßenjungen ihn gern als Spielzeug und trieben ihn mit Stockschlägen durch die Gassen. Vornehm in Hochdeutsch kann man für Tüdelbandauch sagen: Trudelreifen. (mj)