Raus aus dem Korsett, rein in die Jeans: 100 Jahre Modefotografie im Museum für Kunst und Gewerbe

Flüchtigkeit ist ihr auffälligstes Merkmal, Wechselhaftigkeit ihr Charakter. Denn was sich herumgesprochen hat und Nachahmer findet, ist nicht mehr chic. In ist, was neu ist. Wenn es erst jeder hat, ist es out - passé.

Was macht Mode aus? Übersetzt wird der Begriff etwas umständlich mit Brauch, Zeitgeschmack oder die zu einem bestimmten Zeitpunkt bevorzugte Art, sich zu kleiden oder zu frisieren.

Irgendwann wurde der Geschmack der Zeit auch ins Bild gesetzt, wurde gemalt, Anfang des vergangenen Jahrhunderts dann fotografiert und so an die Frau gebracht. Im Augenblick seiner bildlichen Fixierung war er noch aktuell, im nächsten schon überholt. Deshalb erscheinen alte Modefotografien so schnell altmodisch. Und eben deshalb sind sie so begehrt: weil sie kurzlebig sind. Frisuren, Kleider und Schönheitsideale wirken antiquiert, doch ihre Abbilder bleiben trendy - wenn sie gut sind.

200 Shots aus der bewegten Bildergeschichte der Modefotografie hat das Musuem für Kunst und Gewerbe zusammengetragen und präsentiert eine Reise durch 100 Jahre Kleiderkult.

Reformbewegungen befreiten die Frauen um die Jahrhundertwende vom Korsett, die neue Frau der 20er-Jahre emanzipierte sich von traditionellen Rollenbildern, der New Look der Nachkriegszeit kokettierte mit der neuen Weiblichkeit und gipfelte in der gesellschaftlichen Aufbruchstimmung der 60er. In den 90ern florierte das Revival beliebiger Modetrends und brach sich im Trash-Look als Antimode neue Bahnen.

Sie möchten sich ein Bild davon machen? Den Grundstock zur Ausstellung stiftete die Sammlung F. C. Gundlach dem Museum bereits 1991, Bilder aus dem Foto-Salon Manasse in Wien, Imre von Santho und Yva in Berlin kleiden die Museumswände ein, Star-Fotografen wie Irving Penn haben auch draufgehalten: Hübsch ist, was mal chic war.

SONJA PETERSEN

[GEFÜLLTER KREIS]

Mode - Körper - Mode 12. 5.-28. 1. 2001, Di-So 10.00-18.00, Do 10.00-21.00, Museum für Kunst und Gewerbe (S/U Hbf), Steintorplatz 1, Eintritt 14,-/7,-/5,-