"Seit dem 14. Oktober 1948 bis zu dem heutigen Tag sind 15 200 Ausgaben des Hamburger Abendblattes geschrieben und gedruckt worden. Wir haben den Menschen ihre Stadt, die nahe und die weite Welt erklärt. Wir haben Hunderttausenden Hamburgern (. . .) Wohnungen und Arbeitsplätze vermittelt (. . .).
Wir haben die Menschen über Krankheiten aufgeklärt, wir haben für ein Kind, das zu Weihnachten geboren wurde, die Patenschaft übernommen.
Wir haben herrenlose Hunde, Katzen und Kanarienvögel vermittelt. Wir haben Lehrstellen für Jungen und Mädchen geschaffen, wir haben Eltern über die Schulen aufgeklärt. Wir haben den Menschen nicht nur gesagt, wer sie regiert, wir haben ihnen auch mitgeteilt, wo die Grenzen der Befugnisse der Regierenden sind (. . .). Wir haben, wenn wir jemanden kritisierten, immer darauf geachtet, seine Würde nicht zu verletzen. Wir haben immer versucht, Minderheiten zu schützen, indem wir sie zu Worte kommen ließen. Wir haben in 50 Jahren auch Fehler gemacht. Wir bitten um Vergebung, denn auch wir sind nur Menschen (. . .).
Eine Zeitung wie das Hamburger Abendblatt ist eben nicht nur bedrucktes Papier. Es ist ein Geschöpf, an dem täglich Hunderte von Menschen wirken. (. . .) Es ist wie eine Person, um die sich eine vielköpfige Familie schart - wie um eine Dame, die Autorität ausstrahlt (. . .). Sie hört (. . .) zu, wenn Menschen Ansichten äußern, die sie nicht teilt. Sie liebt die Natur und tritt für deren Schutz ein, aber in Maßen. Sie ist eine praktizierende Christin, respektiert aber Andersgläubige.
Im Ganzen gesehen können wir dieser Dame wohl unser Vertrauen schenken und dies auch in Zukunft tun. Meine Kolleginnen und Kollegen (. . .) wünschen ihr viele gute Jahre. An diesem Tage verbeugen wir uns vor ihr, deren Angestellte wir sind." Auszüge auf der Rede von Chefredakteur Peter Kruse