Heute geht es an die Arbeit. Das Kriseninterventionsteam (KIT) des Deutschen Roten Kreuzes in Hamburg meldet sich erstmals einsatzbereit. Das Ziel der 25 ehrenamtlichen Mitarbeiter: Erste Hilfe für die Seele leisten.
Wenn ein Unfall passierte, ist die medizinische Versorgung für die Opfer schnell zur Stelle. Was aber ist mit Angehörigen oder Zeugen, die ebenfalls hohen psychischen Belastungen ausgesetzt sind? "Für diese Menschen sind wir da, und wir werden nicht nur Händchen halten", kündigte Werder Weidemann, Präsident des DRK Hamburg, an.
Rund 400 Notfälle in Hamburg werden täglich bei Polizei und
Feuerwehr gemeldet. "Wenn die Einsatzkräfte fertig sind, bleiben oftmals Menschen ohne Hilfe und Ansprechpartner zurück", sagt Harald Krüger, Geschäftsführer vom DRK Harburg und Initiator der KIT. In solchen Fällen - wenn keine Angehörigen oder Freunde erreicht werden - stehen die KIT- Männer und -Frauen bereit. Sie bleiben bis zu mehreren Stunden bei den Betroffenen, sprechen mit ihnen oder hören einfach nur zu und vermitteln bei Bedarf langfristige Hilfsangebote. Dafür wurden die Mitarbeiter gut geschult. Trauerbegleitung, Umgang mit Tod in anderen Kulturen, Streßbewältigung und vieles mehr lernten sie im Vorfeld.
In den USA und Skandinavien ist diese Art der Ersten Hilfe schon selbstverständlich. Auch in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Berlin gibt es auf Initiative von einzelnen Pastoren oder privaten Vereinen bereits die psychosoziale Hilfe für Angehörige. Zunächst holten die Hamburger sich zwei jähre lang von diesen Anbietern Anregungen. Klar wurde dabei auch, welche Aufgaben das KIT nicht übernimmt. "Wir werden keine Folgebesuche bei den Betroffenen machen", sagt Harald Krüger. Und auch Todesnachrichten werden die KIT-Mitarbeiter nicht übermitteln. Die Nummer des Kriseninterventionsteams: 19 219. syp