Von Michael Kluth
Bonn - Eine bessere Koordination der Hilfsgütertransporte ins Erdbebengebiet nach Armenien ist Voraussetzung dafür, daß es nicht zu Flugzeugabstürzen wie am Sonntag und Montag kommt. Das sagte der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Botho Prinz zu Sayn-Wittgenstein, gestern in einem Interview mit dem Abendblatt.
Abendblatt: Welche Vorbereitungen trifft das DRK in der Bundesrepublik?
Prinz zu Sayn- Wittgenstein: Wir haben vier Transportflugzeuge nach Armenien geschickt und drei MüUonen Mark aus Eigenmitteln aufgewendet. Jetzt bereiten wir den Transport eines kompletten Operationszuges, einer
Müchaufbereitungsanlage und eines Röntgengerätes vor. Aber dazu brauchen wir das sowjetische Großraumflugzeug Antonow.
Die Hilfsbereitschaft ist groß. Was
kann die deutsche Bevölkerung tun ?
Am besten ist die finanzielle HUfe. Sachspenden helfen nur in der Größenordnung eines Lastwagens. Eine Fami- Ue hat uns zum Beispiel drei Lederjakken angeboten, eine Frau brachte Wollhandschuhe. So rührend diese Gesten sind, sie nützen uns nichts.
Dies ist der erste große Hilfseinsatz des DRK in der Sowjetunion. Wie klappt die Kooperation mit den sowjetischen Behörden ?
Die Zusammenarbeit ist problemlos. Der Einsatz läuft nach einem internationalen Muster ab, das in
Rumänien
und in Italien erprobt ist. Es ist nur schwierig, Flugzeuge zu bekommen.
Daß die UdSSR in diesem Ausmaß Hilfe annimmt, ist neu. Glauben Sie, daß dies eine Öffnung für eine Zusammenarbeit auch in der Zukunft bedeutet?
Ja. Wenn das alles vorbei ist, werden wir uns zusammensetzen, den Rettungsemsatz auswerten und daraus für künftige Einsätze lernen.
Die Sowjetunion hat die Totenlisten gestorbener deutscher Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg und aus Gefangenenlagern noch immer nicht freigegeben. Wird sie den Deutschen entgegenkommen ?
Wir wollen nicht mit der Tür ins Haus fallen nach dem Motto: Wir helfen euch jetzt in Armenien, und dafür rückt ihr die Listen raus. Spendenkonto Nr. 414141 bei allen Banken und Sparkassen. Stichwort "Erdbeben Kaukasus".