Schiffer, die den Elbe-Lübeck-Kanal zwischen Lauenburg und Lübeck befahren, ahnen nicht, daß dieser Schiffahrtsweg einen historischen Vorläufer hatte, den Stecknitz-Delvenau-Kanal. Aus Lüneburg kommend und mit Salz und Kalk beladen, erreichten im Juli 1398 die ersten Lastkähne den Lübecker Stadthafen. Es muß eine Tortur gewesen sein: Drei bis vier Wochen dauerte die 93 Kilometer lange Kanalfahrt.

Nach den Maßstäben des Mittelalters galt es aber als ungeheurer Zeitgewinn, zehn bis fünfzehn Wagenlasten auf einmal transportieren zu können. Schneller wäre es gegangen, wenn es da nicht einen Höhenzug am Scheitelpunkt von Stecknitz und Delvenau gegeben hätte.

Im wesentlichen folgte der Kanal nämlich den beiden Flußläufen. Um sie zu verbinden, mußte erst der eiszeitliche Höhenrücken durchstochen werden.

Siebzehn Schleusen wurden eingebaut - mit weitreichenden Folgen für die Schiffe: Sie mußten in jeder Staukammer zwei Tage warten, bis sich genügend .Wasser angesammelt hatte, um nach Öffnen der Tore von der Flutwelle bis zur nächsten Schleuse getragen zu werden. Wie sich jedoch die gelangweilten Schiffer die Zeit vertrieben, ist nicht verbürgt, wahrscheinlich gab es aber an jeder Schleuse einen Schankwirt.

Übriggeblieben sind Zollbelege aus jener Zeit, die neben der gängigen Ladung wie Salz und Getreide auch ungewöhnliche Lasten wie die Leichen "hochgestellter Herren" auswiesen. Zoll wurde dafür nicht erhoben.

Heute ist der Kanaldurchstich zugeschüttet oder zugewachsen. Zwei erhaltene Schleusen erinnern aber noch an den ersten Scheitelkanals Europas: die Düker-Schleuse in Witzeeze (an der Stra- ße nach Buchen ausgeschildert) und die sehenswerte, steingefaßte Palmschleuse in Lauenburg (an der B 5, rechts vor dem Grenzübergang nach Berlin). mak