festesten Fans des Bestseller-Stars aus Radebeul, Minister Hans Apel. Auf dem Programm stehen die Uraufführung von “Old Firehand“ (Buch und Regie Harry Walther) und wegen des großen Erfolgs noch einmal die Spiele der jugendlichen Darsteller, die in diesem Sommer “Winnetou II“ zeigen. Mit einem gewaltigen Böllerschuß, der zugleich einen nun Glück nur kurzen Regenschauer auslöste, wurden am Wochenende die diesjährigen Karl-May- Spiele in Bad Segeberg eröffnet Unter den vielen Premierengästen vor der romantischen Gipsbergkulisse saß auch wieder einer der treuesten und wetter-
"Old Firehand" ? das bedeutet im Western mal was Neues. Denn als Titelheld ist Karl Mays ebenso rauhbeiniger wie zartfühlender Fallensteller in Bad Segeberg seit Bestehen der Spiele (1952) noch nicht aufgetaucht. Nur 1966, als "Winnetou II" auf dem Programm stand, ging's auch um seine Geschichte. Diesmal also steht er im Zentrum des Geschehens. In Gestalt von Raimund Harmstorf, dem berühmten "Seewolf" aus der Flimmerkiste, der auf dem Pferderücken ebenso sicher sitzt, wie er auf den Planken stand, und der sich von steilen Bergeshöhen ebenso mutig und unbekümmert herabhangelt, wie er sich auf die großen Texte deutscher Klassiker stürzte (Götz von Berlichingen). Ihm wurde der Beifall der begeisterten Karl-May-Freunde besonders reichlich zugemessen. Mit Recht. Denn mag es Raimund Harmstorf vielleicht auch noch an den feineren Ausdrucksmitteln fehlen, hier auf der großen Panoramabühne inmitten norddeutscher Seen und Wälder kommt es vor allem auf physische Kondition an. Und die hat er!
In "Old Firehand" geht es um Aktuelles, nämlich ums Öl. Emmery Forster (Harald Dietl), ein mit allen Wassern des Wilden Westens gewaschener Geschäftsmann, beschließt, die ölüberschüsse zu verringern und die Preise wieder in die Höhe zu treiben. Er will das Öl in den Bee-Creek ableiten, was nicht nur eine Sünde wider den Umweltschutz bedeutet, sondern auch wegen der Explosionsgefahr ziemlich gefährlich ist.
Der international bekannte Bühnenbildner Werner Schwenke hat die Schlucht vor dem 91 Meter hohen Segeberger Gebirge mit Bohrtürmen, Holzbauten, einer an dem Felsen klebenden kleinen Kirche und knarrender Brücke in eine malerische Italo-Western-Szene verwandelt. "Das fliegt zum Schluß alles in die Luft!" sagte eine jugendliche Publikumsstimme am Premierenabend mit deutlich sadistisch gefärbter Vorfreude. Und so kommt es dann auch. Der Angriff der Poncas auf die ölsiedlung ist pyromanisch besonders wertvoll. Da der Spannungsbogen nach diesem eindrucksvollen Feuerwerk rapide abfällt, hätte Harry Walther das Finale sofort anschließen müssen. So scheint der Schluß noch nicht ganz gelöst.
Als Winnetou, Häuptling der Apachen, reitet schön und edel auch in diesem Jahr wieder Thomas Schüler für Karl May in die Arena. Die Freunde Old Shatterhands kommen diesmal etwas kurz. Old Firehand ist die erste berühmte Heldengestalt des Wilden Westens, die Karl May erfunden hat. Der Ich-Erzähler spielt in dieser Geschichte noch eine untergeordnete Rolle. Matthias Brüggemann, der zum erstenmal den Old Shatterhand spielt, hat also noch etwas Zeit, sich warmzulaufen.
Zu Manitous weiteren Mimen gehören: Annemarie Schüler als
Ribanna, Firehands Frau, genannt die "Rose von Quicourt", die von dem weißen Häuptling der Poncas, Parranoh, getötet wird. Manfred Reddemann, als Schurke bewährt, spielt ihren Mörder. Dazu noch die unerschrockenen Stuntmen Klaus Schichan und Wilfried Zander, Uwe Hacker, Teddy Weinberger und Adalbert Tiegelkamp als Dick Stone, Sam Hawkins und Will Parker, und viele, viele andere. Gut bewältigt von Josefine Kerr die Choreographie, besonders wichtig auf einer so großen Bühne. Die eigentlichen Stars von Bad Segeberg aber sind die Pferde. Ihre Gage sollte erhöht werden.
MATHES REHDER