Karl May ? gelesen von Generationen, verspottet von vielen. Wer war er wirklich? In dem Lichtbildervortrag "Karl May, wie ihn keiner kennt" in der Galerie Mensch räumte Gerhard Klussmeier mit den Klischees von Old Shatterhand und Winnetou, von weiter Prärie und wilden Abenteuern auf.

Durch Zeichnungen, Erstausgaben und Fotos ließ Klussmeier, Mitglied der Karl-May-Gesellschaft, die Schaffensperiode von 1875 bis 1912 abrollen. Die frühen May-Bände sind heute eine Rarität auf dem Markt, denn Kinder gehen nicht besonders behutsam mit ihren Büchern um, und so überleben Kinderbücher ? zerlesen und zerschlissen ? nur selten die Jahrzehnte.

Schon in der 1874 gedruckten Erzählung "Aus der Mappe eines Vielgereisten" täuscht der Schriftsteller sich und seine Leser, macht sich zum Globetrotter und Weltenbummler; er, der damals nie den Wilden Westen gesehen hatte. Seine Verleger unterstützten die Fama. Den Lesern wurde versichert, der Doktor K. May habe alle diese Länder bereist. Und so wurde aus Karl May langsam Old Shatterhand. Wer ihn in Abenteueruniform mit jener sagenumwobenen Silberbüchse in der Hand auf den Fotos bewunderte, mußte ihm glauben. Warum dieses Doppelspiel? War es bloß ein Werbetrick, die Verkaufszahlen in die Höhe schnellen zu lassen, oder war es die gespaltene Persönlichkeit Mays, die eine elende, lieblose Kindheit und die Jahre im Zuchthaus verleugnen wollte?

May kämpfte gegen den Rassismus, für den Frieden, produzierte für Geld den schlimmsten Edelkitsch, dichtete, komponierte und starb zuletzt gebrochen durch Prozesse und Verhetzung. Die Karl-May-Forschung läuft heute auf vollen Touren, doch wirklich kennen wird ihn wohl nie jemand, an.