"Obwohl sieb der neue MUchverkaufspreis von 32 Pf. Je Liter bereits allgemein eingespielt hat, bestätigt es sich, daß eine Anzahl von Meiereien den Milchpreis für ihre Lieferungen erneut unterbieten. Es wird von Skontogewährungen zwischen 8 und 8 ?/? berichtet, verschiedentlich sind auch Bückvergütungen bis 2 Pf. Je Liter gewährt worden."
So steht es in der Milchhandelszeitung.
Die Milchhändler müssen es wissen. Wir erfahren also, daß unser unheiliger Verdacht zu Recht besteht. Die Milch könnte noch billiger werden. Sie brauchte nur 30 Pfg. je Liter kosten. Und trotzdem würde der Milchhändler seine ihm gesetzlich zustehende Handelsspanne erhalten.
In Bonn aber weht ein scharfer Wind. Da tagten die Vertreter der Bauern. Und Hermes, der bäuerliche Götterbote, hat nicht nur Flügel. Die hat er vielleicht nicht einmal. Aber er hat einen langen Arm. Und ein starkes Organ. Es dringt bis ins letzte Kabinett. Und im. Namen der notleidenden Landwirtschaft wird der Bannfluch geschmettert gegen alle jene Länder, die. sich anmaßten, den preisunterbietenden Molkereien den Weg zu bereiten. Wie konnten wir in Hamburg nur über die Herabsetzung der Milchpreise sprechen? Wie konnte man sich erlauben, gegen die Gesetze der Marktordnung zu verstoßen?
Das klingt alles gefährlich. Aber im Ernst: ein hohes Mitglied eines ebenso hohen Ministeriums fragte: Warum hat man in Hamburg nicht "mit allen Mitteln" die billige Milch vom Markt gehalten? Mit allen Mitteln! Das heißt doch mit der Polizei? Und darauf haben wir gewartet Gerade darauf.
Und dann hat man sich in Hamburg hingesetzt. Und gerechnet. Und hat genaue Kalkulationen aufgemacht. Und hat festgestellt: eigentlich dürfte die Milch für den Verbraucher nur so um 30 Pfg. je Liter kosten. Aber man konnte es sich leisten zu warten. Ganz mäuschenstill. Und dann kam das mit dem Butterpreis. Auch da wird mit Donnerworten Verdammnis angedroht für alle jene, die billiger verkaufen. Und auch hier geht die Zelt über eine engstirnig" Zementpreispolitik hinweg.
Man hat also gewartet Und nun ist es geschehen. Die Molkereien stehen vor der Milchschwemme, Für die Einlagerung der Butter sind nicht genügend Mittel vorhanden. Die Milch muß an den
In der freien Marktwirtschaft bedeutet das: Preissenkung. Natürlich darf das keiner merken. Die Molkereien senden Telegramme an den Bundesernährungsminister. Haltet den Preis! Sie halten Versammlungen ab. Sie fordern ein-