Sie zelebrieren den Genuss: Food-Blogger posten alles, was mit Essen zu tun hat. Stevan Paul aus Hamburg ist einer von ihnen.
Angefangen hat alles mit einem Kiosk. Genauer: "Dem Herrn Paulsen sein Kiosk". In dem Blog von Stevan Paul ging es um Literatur, Musik und Küche. Letzteres liegt auf der Hand, denn der Hamburger ist gelernter Koch. Doch nicht nur der Geschmack, sondern auch die Optik waren ihm schon damals wichtig. Er verabscheute fettige Fingerabdrücke am Tellerrand wie Klumpen in der Soße. Aus seinen Tellergerichten schuf Stevan Paul kleine Kunstwerke - und so begann er als Foodstylist zu arbeiten. Sein Gespür für Ästhetik wollte er teilen, schloss seinen virtuellen Kiosk und widmete sich ganz dem leiblichen Wohl.
Als Herr Paulsen schreibt er seit 2008 in seinem Blog NutriCulinary.com über Ernährung und Genuss. "Food-Blogs werden zunehmend beliebter, weil sie kommunikativ sind", sagt er. Es gehe um den kulinarischen Austausch - Blogger und Leser begegnen sich allermeist auf Augenhöhe. Wobei der 41-Jährige den "Foodies", so nennen sich die Food-Blogger, etwas voraus hat: Professionalität. Die Fotos auf seiner Homepage wirken wie aus einem Kochbuch entsprungen. Kein Wunder, schließlich veröffentlichte er im vergangenen Jahr den kulinarischen Erzählband "Monsieur, der Hummer und ich". Stevan Paul scheint ein Meister des guten Geschmacks zu sein. In jeder Hinsicht. Denn, wie Buch und Blog beweisen, schreibt er richtig gut.
Allerdings sieht er sich selbst nicht als Maßstab. "Foodblogs sind gerade darum so charmant, weil sie eine sehr authentische Bildsprache haben", sagt er. Wenige Blogger sind ausgebildete Fotografen oder Foodstylisten - dafür voller Leidenschaft fürs Essen. Damit die Bilder aber auch zum Nachkochen einladen, sollte durchaus auf Ansehnlichkeit geachtet werden. "Bei indirektem Tageslicht können sehr schöne Fotos entstehen, weicher als mit Blitzlicht", empfiehlt Stevan Paul. Mittlerweile haben Firmen wie Nikon und Olympus Kameras mit speziellen Modi fürs Kochen auf den Markt gebracht. Im Umfeld sollte nicht zuviel zu sehen sein, die Portionen halte man übersichtlich. "Das Rezept ist der Star." Baguettekrümel, ein Tropfen Soße oder etwas Pfeffer lassen die Speisen weniger "angerichtet" wirken.
Es wäre nicht verwunderlich, wenn Stevan Paul als schwer zufrieden zu stellender Gast auftreten würde. Ist der Hang zur Perfektion doch sein Beruf. Und in der Tat: Zu Hause ist er der Küchenchef, sagt er. "Wenn ich eingeladen bin, kann ich mich aber beherrschen." Und falls es ihm dann mal nicht schmecken sollte, wird es weiter verarbeitet - in seinem Blog.