Bei “Resign“ in der Marktstraße entstehen neue Kleider ausschließlich aus alten Sachen

Begonnen hat alles mit einer Kreuzstichtischdecke, wie man sie noch von der Großtante kennt. Eine solche fand Christina Schelhorn beim Ausmisten in einer überfüllten Schublade und nähte daraus kurzerhand Schürzen. Die Nachfrage bei Freunden für diese kleinen, einzigartigen Kreationen war groß - inzwischen hat die Wahl-Hamburgerin, die bisher als Kommunikationsdesignerin arbeitete, ihren ersten Laden in der Marktstraße 147 eröffnet.

Hier schlägt das grüne Gewissen. "Redesign" hat einen kleinen Streifen Rasen und ein paar Töpfe Hortensien vor der Eingangstür. Neue Produkte werden ausschließlich aus alten Vorhängen oder Tischdecken, alter Bettwäsche oder gebrauchter Kleidung hergestellt. Selbst der ein oder andere Knopf stammt vom Flohmarkt. Die Etiketten werden in liebevoller Handarbeit aus alten Postkarten selbst gebastelt.

Sechs Designer stellen unter ihren Labels Milch, Pamayo, Raumglück, Lockengelöt, Steff Fauser und schließlich Redesign neue Kleider aus alten Sachen her. Und gehen dabei sogar noch weiter: Neben tragbaren Neuschöpfungen wie Damenkleidern aus Herrenhosen und Babykleidchen aus 70er-Jahre-Bettwäsche findet man bei "Redesign" neben den Tweed-Stofftierschweinen auch Laptop-Taschen aus Opas altem Anzug, Brillenetuis aus Fahrradschläuchen oder Notizbüchern aus dem Einband des Lieblingskinderbuches.

Neben dem Spaß an kreativer Neuschaffung treiben auch politisch-soziale Ambitionen Christina Schelhorn an: Normalerweise wird für die Produktion eines einzigen T-Shirts unglaubliche 2000 Liter Wasser verbraucht - das entspricht fast 15 gefüllten Badewannen. Beim Recyclen der Stoffe fällt dies weg. Für die Produktion werden Arbeiten an die Nähabteilungen der Vereine "Hamburger Arbeit" und "Faktura" aus Berlin vermittelt, dort sollen Langzeitarbeitslose beziehungsweise psychisch Kranke langsam auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden.

Recycelte Mode ist jedoch keine Neuerfindung von Christina Schelhorn. 1993 zum Beispiel haben die Züricher Brüder Freitag die gleichnamige Tasche aus alten LKW-Planen und Fahrradschläuchen (da sind sie wieder!) entwickelt. Second-Hand-Läden sind wieder en vogue und auch Luxus-Öko-Mode wie von dem Label Eco de Luxe ist gefragter denn je.

Und Christina Schelhorn? Die trägt natürlich auch ihre Sachen. Oder Mode von anderen "grünen" Labels. Nachhaltig, umweltbewusst, aber vor allem: individuell.

"Redesign" Di-Sa 11.00-19.00, Marktstraße 147 (U Messehallen); www.redesign-hamburg.de