Nach 18 Jahren bei Jil Sander hat die Hamburgerin Claudia Laermann jetzt mit ihrem eigenen Label “Claer“ Erfolg.
Beim Anblick ihrer Kleider wird einem unweigerlich heiß: Kaschmir, sexy und unglaublich schlicht. Kein Zufall. Denn bevor Claudia Laermann sich mit ihrem Label Claer selbstständig machte, arbeitete sie 18 Jahre lang als Designerin bei der großen Jil Sander, gehörte ihrem engsten Kreis an, begleitete die "Queen of less" zu Präsentationen nach Mailand. "Diese Zeit hat mich sehr geprägt. Durch sie habe ich gelernt, wie wichtig Schnitt und Form sind", sagt die zierliche 49-Jährige. "Ihr Purismus ist in meine DNA übergegangen."
Sehr angenehm sei die Zusammenarbeit mit ihr gewesen, von Unnahbarkeit keine Spur, wohl aber von Perfektionismus. "Jil Sander ist extrem anspruchsvoll. Es war nicht immer leicht, ihre Wünsche zu erfüllen." Seit 1984 lebt die aus Mönchengladbach stammende Frau in Hamburg. Zur Mode kam sie durch die Liebe zum Zeichnen und über Umwege als Stylistin. "Aber der Job gefiel mir überhaupt nicht." Jil Sander habe sie zufällig auf dem Flughafen in Zürich kennen gelernt. "Obwohl ich eigentlich sehr schüchtern bin, habe ich sie gefragt, ob ich ihr meine Mappe zeigen darf." Sie durfte.
Ein Anruf, ein Gespräch, und schon war sie engagiert, 1988 zunächst als Assistentin, später entwarf sie die Strickkollektionen. 150 Teile pro Saison. "Wir mussten uns nicht an die gängigen Messen halten", sagt Claudia Laermann. "Die Einkäufer kamen extra wegen Jil Sander nach Hamburg." Die Designerin war fast immer im Atelier dabei. "Als die Firma verkauft wurde, sollte ich mit nach Mailand. Aber das kam für mich nicht infrage." Der Kontakt zwischen den Frauen sei immer noch gut. Gerade stelle Jil Sander ein Team für ihr neues Mode-Projekt in Japan zusammen.
Verlockend? "Mal sehen." Erst einmal steht die Präsentation ihrer zweiten eigenen Kollektion in Düsseldorf an. Sie besteht aus 35 Teilen - "da musste ich mich natürlich ganz schön umstellen". Auch darauf, dass sie nun nicht mehr in einem großen, internationalen Konzern arbeitet, sondern für alles selbst verantwortlich ist. "In einer Nacht habe ich mit Freunden zusammen die Namensschilder für meine Kollektionsteile gestempelt - mithilfe einer Proseccoflasche zum Beschweren."
Im Moment lebt und arbeitet Claudia Laermann in einem Loft in den Falkenriedterrassen, über ihr ein Modefotograf, neben ihr Fußballer Piotr Trochowski. Ihre Firma steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber schon bald soll der gesamte deutschsprachige Markt erobert werden. "Ich habe viel von Jil Sander gelernt. Und ich weiß, dass es neben der Kreativität auch enorm wichtig ist, kommerziell zu denken." Durch ihre lange Zusammenarbeit hat sie gute Kontakte zu den Strickern in Italien - der Name Jil Sander öffnet Türen. Doch in Zukunft möchte sie mit ihrem eigenen Namen Erfolg haben. "Meine Mode ist etwas weicher und verspielter", sagt die 49-Jährige. Was sich auch in den Namen der Kreationen widerspiegelt: Ein Cardigan heißt "Charade", ein Pullover mit V-Ausschnitt "Crystal", ein Kleid "Cocktail", ihre Lieblingsfarbe - passend dazu - "Martini", ein dunkles Lavendel.
Linette und Unger haben bereits ihre Herbstkollektion geordert. Dort wird Claer dann neben Dior und Versace hängen - und natürlich auch neben Jil Sander.