Die Deutschen essen weniger Knollen – zu Unrecht. test entlarvt Irrtümer.

Annabelle, Christa und ihre Schwestern haben sich in Schale geworfen: zarte Hülle, helles Gelb, frischer Duft. Sie gehören zu den sehr frühen Kartoffelsorten in Deutschland. Voraussichtlich ab Ende Mai bereichern sie den Markt. Doch der Appetit auf Kartoffeln lässt nach: 1960 verspeiste jeder Bundesbürger 130 Kilogramm im Jahr, heute nur noch 60 Kilo, davon mehr als die Hälfte verarbeitet, zu Püree oder Pommes. Viele verkennen das Tolle an der Knolle, informiert die Stiftung Warentest.

Irrtum 1: Kartoffeln machen dick

Absolut nicht. Kartoffeln bestehen zu 80 Prozent aus Wasser. Eine Portion gekochte Kartoffeln (200 Gramm) liefert nur 140 Kilokalorien.

Irrtum 2: Kartoffeln sind nährstoffarm

Das Gegenteil ist der Fall: Kartoffelgerichte sind reich an Kalium für die Muskeln und an Ballaststoffen. Auch Vitamin C steckt drin. Eine Pellkartoffelportion liefert fast so viel Vitamin C wie eine halbe, kleine Zitrone.

Irrtum 3: Kartoffeln haben ein Schadstoffproblem

Viele Kartoffelbauern setzen Pflanzenschutzmittel ein gegen Unkraut, Ungeziefer und Krankheiten. Die Pestizide belasten mitunter die Umwelt, aber laut amtlicher Lebensmittelkontrolle fast nie die Kartoffeln in der Erde. Bis auf Früh- und Biovarianten werden Kartoffeln nach der Ernte oft mit Mitteln gegen Keime wie Chlorpropham behandelt. Experten halten die Behandlung für unkritisch, sie muss aber deklariert sein.

Irrtum 4: Kartoffeln mit Schale essen

Lieber nicht. Die Kartoffelschale enthält von Natur aus giftiges Solanin. Es schützt die Knolle vor Fraßfeinden, kann beim Menschen aber zu Übelkeit führen. Solanin bildet sich auch in falsch gelagerten Kartoffeln.

Irrtum 5: Bio schmeckt besser

Laut Bundesanstalt für Kartoffelforschung gibt es keinen Beleg für geschmackliche Vorteile von Biokartoffeln. Nicht die Anbauweise, sondern Sorte, Boden, Klima und Lagerung beeinflussen das Aroma. Biokartoffeln empfehlen sich für diejenigen, die eine nachhaltige Landwirtschaft unterstützen möchten. Biobauern verzichten auf mineralischen Stickstoffdünger. Sie bekämpfen die Kartoffelfeinde mechanisch.

Irrtum 6: Frühe Knollen sind besser

Das hängt von der Heimat ab. Frühkartoffeln aus Deutschland gelten als aromatisch, haben aber nur wenige Wochen Saison. Frühkartoffeln aus Ägypten, Israel und Spanien gibt es monatelang. Hiesige Kartoffelforscher kritisieren die Mittelmeerknollen: Sie würden oft unreif geerntet, schmeckten wässrig, das volle Nährstoffspektrum fehle. Richtig gelagerte Kartoffeln aus dem Vorjahr seien den Importen überlegen.

Irrtum 7: Im Kühlschrank lagern

Nein. Im Kühlschrank ist es den Kartoffeln meist zu kalt. Da entwickeln sie einen unangenehm süßen Geschmack. Kartoffeln fühlen sich am wohlsten bei Temperaturen zwischen 4 und 12 Grad.