Autoversicherer verstecken Preiserhöhungen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für Preisvergleiche. Denn viele Kunden können zum 30. November wechseln.

In kaum einer Sparte bringen Preisvergleiche so viel wie in der Autoversicherung. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. Denn viele Kunden können bis zum 30. November kündigen und eine günstigere Police wählen. Die Stiftung Warentest veröffentlicht in ihrer aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Finanztest nicht nur das Preisniveau, sondern auch die Leistungen von 150 Angeboten. Zwischen günstigen und teuren Verträgen liegen in den vorgestellten Modellfällen oft mehrere hundert Euro.

Millionen Autofahrer, die ihre Jahresrechnung erhalten, werden zunächst gar keinen Anlass für einen aktuellen Vergleich sehen. Sie erkennen nicht, dass ihr Versicherer die Preise erhöht hat. Denn sie stellen fest, dass sie weniger zahlen müssen als im Vorjahr.

Erhöhungen werden oft verschleiert

Was deutlich in der Rechnung hervorgehoben wird, ist nur der persönliche Beitrag. Der fällt tatsächlich häufig niedriger aus, denn Kunden rutschen in eine günstigere Schadenfreiheitsklasse (SF), wenn sie unfallfrei bleiben. Dennoch kann die Versicherung an der Preisschraube gedreht haben.

Beispiel: Ein Kunde mit 60 Prozent Beitragssatz soll laut Rechnung 300 Euro für das Jahr 2014 zahlen. Im Vorjahr waren es noch 329 Euro. Wenn der Kunde jetzt glaubt, die Versicherung sei billiger geworden, irrt er sich. Der Preis hat sich erhöht.

Die Rechnung ist allein deshalb billiger geworden, weil er im neuen Jahr in eine günstigere Schadenfreiheitsklasse kommt: Dann zahlt er nur 60 Prozent Beitragssatz, bisher waren es 70 Prozent. Wäre der Grundbeitrag gleich geblieben, müsste der Kunde jetzt nur 282 Euro zahlen.

Die verdeckte Preiserhöhung fällt in der Jahresrechnung oft nicht ins Auge. Zwar nennen viele Versicherer dort einen Vergleichsbeitrag. Doch der wird oft nur klein gedruckt und ist leicht zu übersehen. Die Versicherung hat den Grundbeitrag erhöht.

Angebote vergleichen lohnt sich

Warum also nicht mal wieder Angebote vergleichen? Das lohnt sich ohnehin jedes Jahr, weil die Autoversicherer ihre Angebote ständig verändern.

Viele Versicherer bieten Tarife mit unterschiedlichen Preisen und Leistungen. Ob Billig- oder Premiumtarif – gestrichen wurde meist der Rabattretter: Wer nach vielen unfallfreien Jahren in besonders guten SF-Klassen war, durfte einen Unfall bauen, ohne bei den Prozenten hochgestuft zu werden. Im Test 2009 hatten 100 von 151 Tarifen den Rabattretter, jetzt sind es noch 16 von 150. Stattdessen gibt es oft einen „Rabattschutz“. Der aber kostet meist Aufpreis.

Weitgehend durchgesetzt hat sich die Werkstattbindung. Ist die vereinbart, dürfen Kunden das Auto nach einem Kaskoschaden nur in eine Werkstatt bringen, die der Versicherer nennt. Das kann bis zu 15 Prozent Beitrag sparen. Bei Neu- und Leasingwagen kann diese Klausel aber Probleme bringen, wenn die Garantie- oder Leasingbedingungen Werkstätten der Hersteller vorschreiben.

Auf sinnvolle Leistungen achten

Wer wechseln will, sollte auch auf die Leistungen achten. Vor allem in Altverträgen sind manche Leistungen gratis, die in vielen Billigtarifen Aufpreis kosten. Hier eine kleine Auswahl der sinnvollen Extras, die Finanztest nennt:

Neupreis in Kasko. Neuwagen verlieren in der Regel schon kurz nach dem Kauf deutlich an Wert. Bei Totalschaden zahlt die Versicherung daher weniger. Die meisten Policen bieten eine Klausel, die Entschädigung zum Neuwert garantiert, oft für 6 bis 24 Monate.

Kaufpreis. Die Entschädigungsklausel greift entsprechend bei Gebrauchtwagen, je nach Tarif meist für 3 bis 24 Monate ab dem Kauf. Wichtig ist das für Käufer teurer Gebrauchtwagen. Nur etwa ein Drittel aller Tarife bietet dies.

Mallorca-Police. Hier geht es um die Versicherung für Mietautos im Ausland. Dort sind die gesetzlichen Deckungssummen mitunter zu niedrig. Mit diesem Zusatz gibt der Haftpflichtversicherer in der Regel mindestens die deutsche gesetzliche Deckung.

Kasko sollte auch Marder umfassen

Das gilt aber nur in den Grenzen Europas und den außereuropäischen Gebieten der EU. Wer etwa in den USA, in Thailand oder im asiatischen Teil der Türkei einen Mietwagen nimmt, braucht eine „Traveller-Police“. Sie kostet allerdings Aufpreis.

Marder. Ein Marder kann Schäden für hunderte Euro verursachen. Wichtig: Die Kasko sollte nicht nur Marder umfassen, sondern „Tierbisse“ allgemein. Und sie sollte nicht auf bestimmte Autoteile begrenzt sein.

Wildschaden. Üblicherweise zahlt die Teilkasko nur bei Unfällen mit Haarwild. Das sind vor allem Wildschweine, Hirsche, Rehe, Dachse, Hasen – nicht aber Federwild wie Fasane oder Haus- und Nutztiere wie Kühe, Pferde, Hunde und Katzen. Die meisten Tarife bieten eine „erweiterte Wildschadenklausel“. Bei einigen gilt sie nur für bestimmte Tiere. Besser ist es, wenn sie „alle Tiere“ umfasst.

Vier Wochen vor Vertragsablauf kündigen

Preis. Ein günstiges Preisniveau in der Haftpflicht haben: DA Deutsche Allgemeine (Basis und Komfort), Direct Line (Basis und Klassik). Bei Haftpflicht mit Teilkasko: DA Deutsche Allgemeine (Komfort), Direct Line (Basis- und Klassik-Tarif) und Hannoversche. Bei Haftpflicht mit Vollkasko: Direct Line (Basis- und Klassik-Tarif), DA Deutsche Allgemeine (Komfort-Tarif) und Asstel (Plus).

Kündigen. Läuft der Vertrag bis zum 31. Dezember, müssen Sie bis zum 30. November kündigen. Auch nach einer Beitragserhöhung können Sie kündigen. Ein formloses Schreiben reicht.

Altkunden. Sparfüchse vergleichen und kündigen ihren Vertrag jedes Jahr erneut. Manchmal wird es auch günstiger, wenn Sie kündigen und sich beim alten Versicherer wieder als Neukunde anmelden. Achten Sie beim Wechsel des Versicherers auch auf die Leistungen. Vor allem in Altverträgen sind manche Leistungen gratis enthalten, die in vielen neuen Tarifen Aufpreis kosten.

Analyse. Für 7,50 Euro bietet die Stiftung Warentest online einen Preisvergleich, der günstige Tarife für Ihre individuelle Versicherungssituation nennt. Einen Fragebogen finden Sie im Internet (www.test.de/kfz-analyse). Per Post kostet die Analyse 10 Euro.

Weitere Informationen: Zeitschrift Finanztest 11/2013 und www.test.de/autoversicherung